11.11.2024
Mikroalgen für nachhaltige Treibstoffe
Mit der Bewilligung von Fördermitteln im Rahmen des Horizon-Europe-Programms startet das internationale Forschungsprojekt SUN-PERFORM zur Entwicklung nachhaltiger Treibstoffe aus Sonnenenergie und Mikroalgen.
Das Projekt, an dem sieben Partner aus Italien, den Niederlanden und Deutschland beteiligt sind, wird von der Arbeitsgruppe für Algenbiotechnologie & Bioenergie am Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld unter der Leitung von Professor Dr. Olaf Kruse als "Work Package Leader" maßgeblich mitgestaltet.
Ziel ist es, in den kommenden vier Jahren durch den Einsatz von Nanotechnologie und Synthetischer Biologie zu zeigen, dass flüssige, kohlenstoffhaltige Treibstoffe mithilfe von Mikroalgen effizient und nachhaltig produziert werden können.
Das Projekt mit einem Budget von insgesamt 4 Millionen Euro, von denen 600.000 Euro für die Universität Bielefeld bereitstehen, startete am 1. November 2024. Es wird sich vor allem auf die Entwicklung neuartiger Ansätze zur Nutzung der Photosynthese in Mikroalgen konzentrieren. Mikroalgen sind besonders vielversprechend, da sie schnell wachsen, große Mengen an Lipiden für die Kraftstoffproduktion produzieren und sowohl in Meerwasser als auch auf nicht landwirtschaftlich nutzbaren Flächen kultiviert werden können.
"Die Entwicklung solcher innovativen Treibstoffe ist von zentraler Bedeutung, um die globalen Klimaziele zu erreichen und unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern", erklärt Professor Kruse. Besonders im Hinblick auf den Schwerlastverkehr, die Luftfahrt und die Schifffahrt, die auch in Zukunft auf kohlenstoffhaltige, flüssige Treibstoffe angewiesen sein werden, stellen diese Kraftstoffe eine wichtige Alternative dar.
Aktuell leide die Produktion alternativer Kraftstoffe jedoch unter hohen Kosten, begrenzter Verfügbarkeit von Rohstoffen und einer geringen Effizienz in den Produktionsketten. Genau hier setze SUN-PERFORM an, um technologische Durchbrüche zu erzielen und die Energiewende voranzutreiben.
Im Fokus des Projekts steht die effiziente Nutzung von Sonnenenergie und die Umwandlung von atmosphärischem CO2 in verwertbare chemische Energieträger durch Mikroalgen. Während der natürlichen Photosynthese ist dieser Prozess zwar grundsätzlich vorhanden, jedoch verhältnismäßig ineffizient. SUN-PERFORM zielt darauf ab, den Wirkungsgrad dieser Umwandlung deutlich zu steigern, indem u.a. künstlich designte Umwandlungssysteme in die Algenzellen integriert werden. Diese Systeme sollen die Energieumwandlung optimieren und die Grundlage für eine neue Generation von Solarkraftstoffen schaffen.
Internationaler Technologietransfer als zentraler Projektbestandteil
Neben den wissenschaftlichen Zielen ist auch der internationale Technologietransfer ein zentraler Bestandteil des Projekts. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Partnern in Afrika steht im Fokus des Projekts. Gemeinsam mit der Ibn Zohr University in Marokko und SynBio Africa in Uganda werden Testprojekte durchgeführt, um die praktische Anwendung der Forschungsergebnisse in verschiedenen Umgebungen zu prüfen und die globale Entwicklung der Technologie voranzutreiben.
Dies schließt unter anderem Feldtests in Marokko ein, die in Kooperation mit Professor Mohammed Hassi durchgeführt werden, sowie Outreach-Aktivitäten in Zusammenarbeit mit SynBio Africa, um die Vorteile und Potenziale dieser Technologie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
"Die Partnerschaft mit afrikanischen Organisationen ist für uns von großer Bedeutung, da wir nicht nur die technologische Entwicklung fördern, sondern auch den internationalen Austausch und die Umsetzung der Ergebnisse in verschiedenen Regionen unterstützen wollen", betont Professor Kruse. Damit trägt SUN-PERFORM nicht nur zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung bei, sondern fördert auch den globalen Wissenstransfer und die Erschließung neuer Märkte für nachhaltige Energiequellen. Koordiniert wird das Projekt SUN-PERFORM von der Universität Wageningen in den Niederlanden.
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Quelle: Universität Bielefeld