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19.09.2024

08.08.2024

Pyrogentest: USA erkennen tierfreies Verfahren an

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Jährlich werden allein an der Ostküste der USA ca. 550.000 Pfeilschwanzkrebse aus dem Meer gezogen, um ihnen bis zu 30% ihres blauen Bluts abzuzapfen. Viele Tiere überleben die qualvolle Prozedur nicht. Ihr Blut wird für die Testung von Medizinprodukten und Injektionslösungen verwendet.

Dies geschieht, obwohl bereits seit 25 Jahren ein Verfahren zur Verfügung steht, welches den Bluttest ersetzen kann und ihm auch noch überlegen ist. Nun endlich wird dieses synthetische Verfahren vom Arzneibuch der USA anerkannt.

In der EU ist dieser sogenannte rFC-Test bereits anerkannt. Doch das Europäische Arzneibuch erlaubt noch den Pfeilschwanzkrebs-Test. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert, ihn aus dem Europäischen Arzneibuch zu streichen.

Der Pfeilschwanzkrebs lebt bereits seit 400 Millionen Jahren auf der Erde. Nun gefährdet ihn der Profit einer milliardenschweren Industrie, die an seinem Blut verdient. Die Tiere werden aus dem Meer gezogen, in Fabriken transportiert, in Regale eingespannt, wo ihnen eine dicke Kanüle ins Herz gestochen wird. Das austretende Blut wird aufgefangen und zum Limulus Amöbozyten-Lysat (LAL)-Test verarbeitet. Dieser weist bestimmte Pyrogene - das sind Substanzen, die beim Menschen Fieber oder eine Blutvergiftung auslösen können - nach. Bisher war der LAL-Test für Produkte, die in den menschlichen Körper eingebracht werden (wie bspw. Impfstoffe, Injektionslösungen oder Implantate) im Arzneibuch der USA vorgeschrieben.

Mit dem sogenannten rFC-Test, der den LAL-Test nachbildet und dabei auf synthetisch produzierte Grundstoffe zurückgreift, steht seit bereits rund 25 Jahren ein Test zur Verfügung. Dieser führt zu exakteren Ergebnissen und keine Tiere müssen dafür leiden und sterben. Nun endlich wird dieser Test vom Arzneibuch der USA anerkannt.

"Dies wird sich auch auf den deutschen und europäischen Markt auswirken. Bisher mussten Hersteller, die ihre Medizinprodukte oder Injektionslösungen in den USA auf den Markt bringen wollten, ihre Produkte mit dem blutbasierten LAL-Test testen. Dies wird sich hoffentlich bald ändern", erklärt Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche.

Im Europäischen Arzneibuch ist der rFC-Test bereits seit 2018 als "Alternative" zum LAL-Test erlaubt. "Solange der Test aus dem Pfeilschwanzkrebsblut jedoch weiterhin im Arzneibuch steht, wird er auch durchgeführt werden. Zudem bedarf es für jedes Produkt einer aufwendigen Validierung, d.h. Abgleichung, um den Alternativ-Test einsetzen zu dürfen", so Walter weiter.

Ärzte gegen Tierversuche fordert daher eine sofortige Streichung des LAL-Tests aus dem Europäischen Arzneibuch und damit einen Umstieg auf eine vollständig tierleidfreie Pyrogentestung. Kürzlich wurde bereits der Kaninchen-Pyrogentest aus dem Europäischen Arzneibuch gestrichen. "Das muss auch für den Test mit dem Blut der Pfeilschwanzkrebse möglich sein", fordert die Expertin. Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen, hat der Verein die Kampagne "Qualen in der Blutfabrik - Stoppt das Leid der Pfeilschwanzkrebse!" ins Leben gerufen, in der Bürgerinnen und Bürger den Pfeilschwanzkrebsen per Online-Petition ihre Stimme leihen können.

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Quelle: Ärzte gegen Tierversuche