08.03.2024
Neue App hilft Strahlenbelastung durch Radon einzuordnen
In Deutschland leben rund 1,1 Millionen Menschen in sogenannten Radon-Vorsorgegebieten. In diesen Regionen ist in deutlich mehr Gebäuden als im bundesweiten Durchschnitt eine hohe Radon-Konzentration zu erwarten. Die neue GRS-App "Radon Dosis" schätzt auf Basis gemessener oder geschätzter Radon-Werte die persönliche Strahlendosis am Wohn- und Arbeitsort.
Radon ist ein natürliches radioaktives Edelgas. Es entsteht durch den natürlichen Zerfall der chemischen Elemente Uran oder Thorium. Beide Elemente sind in der Erdkruste weit verbreitet und kommen praktisch überall vor. Die Konzentration von Radon in Boden, Luft und Trinkwasser unterscheidet sich lokal und regional und hängt von der Menge des natürlichen Urans bzw. Thoriums im Boden ab.
In Innenräumen von Gebäuden ist die Radonkonzentration stark von Bauweise, Zustand und Nutzung abhängig. In Gebäuden kann sich Radon vor allem im Keller und im Erdgeschoss ansammeln. Radon kommt aber auch in bestimmten Baumaterialien vor. Das Einatmen größerer Mengen von Radon und seinen radioaktiven Zerfallsprodukten über einen längeren Zeitraum kann das Risiko für Lungenkrebs erhöhen. Nach Rauchen ist Radon in Deutschland der zweithäufigste Grund für Lungenkrebs.
Wie viel Radon gibt es da, wo ich lebe?
Das Bundesamt für Strahlenschutz erstellt für ganz Deutschland Kartenmaterial, das Messergebnisse und Prognosen zu den regionalen Freisetzungen von Radon abbildet. Die Werte sind in Becquerel dargestellt. Diese Maßeinheit zeigt an, wie aktiv ein radioaktiver Stoff ist, d. h., viele Kernumwandlungen/Zerfälle pro Sekunde stattfinden. Da Radon ein radioaktives Edelgas ist, betrachtet man die Aktivität für das Raumvolumen in Kubikmetern.
In einigen Gegenden Deutschlands findet sich in überdurchschnittlich vielen Gebäuden eine erhöhte Konzentration von Radon, da Uran hier in überdurchschnittlich im Erdboden vorkommt. Diese Regionen werden als Radon-Vorsorgegebiete bezeichnet. In Deutschland gehören hierzu beispielsweise der Schwarzwald, der Bayerischen Wald, das Fichtelgebirge und das Erzgebirge. In den Radon-Vorsorgegebieten gelten erhöhte Anforderungen an den Schutz vor Radon, z. B. für Neubauten oder am Arbeitsplatz. Jedes Bundesland musste erstmalig bis Ende 2020 prüfen, ob es im entsprechenden Bundesland Radon-Vorsorgegebiete gibt und diese entsprechend ausweisen.
Neue App berechnet Strahlenbelastung durch Radon
Die App Radon Dosis berechnet die sogenannte "effektive Strahlendosis", die durch das radioaktive Edelgas Radon verursacht wird. Diese ist ein Maß für die Strahlenbelastung, die durch ionisierende Strahlung - umgangssprachlich auch oft als "radioaktive Strahlung" bezeichnet - verursacht wird, wobei die unterschiedliche Empfindlichkeit verschiedener Arten unterschiedlicher Organe und Körperteile berücksichtigt wird.
Als Ausgangspunkt für die Berechnung nutzt die App Angaben zur Aktivitätskonzentration in der Maßeinheit Becquerel pro Kubikmeter sowie zur Aufenthaltsdauer, unterteilbar nach Arbeits- und Wohnort. Für diese Angabe können entweder gemessene oder geschätzte Werte genutzt werden. Da Konzentration von Radon in einem konkreten Gebäude durch viele äußere und innere Faktoren beeinflusst wird, ist eine verlässliche Aussage zur Radon-Konzentration nur mit einer Messung möglich. Einen guten Überblick über die durchschnittlichen regionalen Becquerel-Werte bietet das Radon-Handbuch des Bundesamtes für Strahlenschutz. Das Ergebnis der Berechnung der App ist als jährliche Strahlendosis in der Maßeinheit Millisievert angegeben.
Die App berechnet die Radon-Dosis auf der Grundlage wissenschaftlicher Annahmen und Modelle. Radon Dosis greift dabei auf Empfehlungen der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV), der Strahlenschutzkommission (SSK) und der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zurück. Da die Wirklichkeit aber oft viel komplexer als ein Rechenmodell ist, ist das Ergebnis als Abschätzung zu verstehen und nicht als exakte Vorhersage.
Vergleichswerte für Strahlenbelastungen aus bestimmten Alltagsanwendungen ionisierender Strahlung - z. B. der Röntgenaufnahme eines Zahnes oder einer Computertomographie - helfen dabei, die Ergebniswerte besser einzuordnen. Gleichzeitig erhalten die Nutzenden in der App Tipps, was sie bei höheren Werten tun können.
Laut Bundesamt für Strahlenschutz können bereits kleine Maßnahmen den Radongehalt in Innenräumen und damit das Gesundheitsrisiko senken. Hierzu zählt etwa regelmäßiges Lüften belasteter Räume. Über Messungen vor Ort lässt sich prüfen, ob die eingeleiteten Maßnahmen erfolgreich waren.
App im App Store und bei Google Play erhältlich
Die App Radon Dosis steht ab sofort im App Store und bei Google Play zum kostenlosen Download bereit. Persönliche Daten werden ausschließlich auf den Endgeräten der Nutzer gespeichert. Die App greift nicht auf sonstige Nutzerdaten zu oder leitet solche Daten an Dritte weiter.
Quelle: Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit