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30.06.2024

09.09.2014

Pestizide in österreichischen Mineralwässern nachgewiesen

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Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 ließ in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt 21 Mineralwasser-Proben auf Pestizide und deren Abbauprodukte, künstliche Süßstoffe und Korrosionsschutzmittel untersuchen. Das Ergebnis: In vier Mineralwässern waren die Pestizid-Abbauprodukte Metazachlor-ESA bzw. N,N-Dimethylsulfamid nachweisbar. Ein weiteres Produkt enthielt Spuren des künstlichen Süßstoffs Acesulfam-K, in einem anderen Mineralwasser war das Korrosionsschutzmittel Benzotriazol nachweisbar.

Pestizidbelastung: Quellen im Burgenland und Tirol betroffen

Das Pestizid Metazachlor ist in Österreich u.a. im Rapsanbau zugelassen. Während in der "clever Urquelle" nur Spuren unter 0,05 Mikrogramm pro Liter des Metaboliten Metazachlor-ESA nachweisbar waren, lag der in "Waldquelle" nachgewiesene Wert bei 0,12 Mikrogramm pro Liter und somit über dem gesetzlichen Trinkwassergrenzwert. Da die analytische Schwankungsbreite, die Messunsicherheit, bei +/- 25% liegt, gilt der Trinkwasser-Grenzwert jedoch nicht als überschritten. Beide Mineralwässer stammen aus der gleichen, in 200 Meter Tiefe gelegenen Mineralquelle bei Kobersdorf im Burgenland.

Spuren von Pestiziden wurden auch in "Alpquell Tirol" und "s-Budget Astoria" nachgewiesen. Konkret handelt es sich hier um den Pestizid-Metaboliten "N,N-Dimethylsulfamid", ein Abbauprodukt des seit einigen Jahren in Österreich verbotenen Tolylfluanid. Beide Mineralwässer kommen aus der selben Quelle bei Brixlegg in Tirol.

"Dass Pestizide das Grundwasser gefährden können, ist bekannt. So fand das Umweltbundesamt schon 2010 im Rahmen eines Sondermessprogramms in 40% der untersuchten Grundwassermessstellen Pestizidbelastungen über dem Trinkwassergrenzwert von 0,1 µg/l. Dass aber Pestizide bis in die steinigen Tiefen der österreichischen Mineralwasserquellen vordringen, hätten wir nicht erwartet", sagt DI Dr. Helmut Burtscher, Umweltchemiker von GLOBAL 2000. "Wir sehen uns heute mit den Folgen einer Landwirtschaftspolitik konfrontiert, die es verabsäumt hat, die stetig wachsende Abhängigkeit der Anbaumethoden von chemischen Hilfsmitteln einzudämmen. Zwar wurden Lebensmittel immer billiger. Die Belastung unserer Trinkwasservorräte mit diesen Stoffen sind jedoch ein hoher Preis, den nicht nur wir zahlen müssen, sondern auch unsere Kinder! Ein Umdenken ist erforderlich."

Zuckerersatzstoff bzw. Korrosionsschutzmittel in Preblauer bzw. Montes gefunden

Aber nicht nur landwirtschaftliche Emissionen erreichen unser Grundwasser, sondern auch Stoffe, die von Kläranlagen nicht oder noch nicht ausreichend herausgefiltert werden. So waren in "Preblauer Classic" Spuren des künstlichen Süßstoffs Acesulfam K, und in "Montes still" geringe Mengen des Korrosionsschutzmittels 1H-Benzotriazol nachweisbar.

'Ursprüngliche Reinheit' bedroht, nicht aber die Gesundheit

Die Mineralwasserverordnung verlangt, dass Mineralwässer von 'ursprünglicher Reinheit' sind. Die Untersuchungsergebnisse zeigen aber, dass diese ursprüngliche Reinheit durch Einträge aus der Landwirtschaft und aus kommunalen Abwässern bedroht ist. "Diese Substanzen haben im Grundwasser nichts und im Mineralwasser schon gar nichts verloren", stellt Dr. Gundi Lorbeer, Leiterin des Bereichs Stoffe und Analysen im Umweltbundesamt fest. "Aufgrund der geringen Konzentrationen, die wir im Umweltbundesamt-Labor gemessen haben, kann für Konsumenten aber Entwarnung gegeben werden: es besteht keinerlei Gesundheitsgefahr beim Genuss der Mineralwässer!"

"Unser Leben hinterlässt Spuren in der Umwelt, die über den Nahrungs- und Wasserkreislauf wieder zu uns gelangen" erläutert Lorbeer und verweist zudem auf eine in Deutschland durchgeführte Untersuchung, bei der die Substanzen in jedem dritten Mineralwasser nachgewiesen wurden.

Testmethoden am Umweltbundesamt entwickelt und akkreditiert

Die Pestizid-Untersuchung der Mineralwässer erfolgte am Umweltbundesamt-Labor mit einem speziell entwickelten Pestizid-Screening-Test. Dieser ermöglicht den Nachweis von 500 häufig verwendeten Pestiziden und ihrer Abbauprodukte. Die Quantifizierung erfolgte im Anschluss an das Screening nach einem akkreditierten Verfahren.

Die Untersuchung auf Zuckerersatzstoffe und Korrosionsschutzmittel erfolgte mit einem ebenfalls vom Umweltbundesamt entwickelten und akkreditierten Indikatorentest. Dieser Indikatorentest zielt auf Substanzen ab, die in kommunalen Abwässern vorhanden sind und durch Kläranlagen nicht ausreichend herausgefiltert werden. Ihre Anwesenheit in einem Grundwasserkörper ist daher ein Indiz für eine Verunreinigung durch kommunale Abwässer.

Quelle: Umweltbundesamt Österreich