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02.07.2024

22.03.2006

Schadstoffe im Klassenraum schwächen Lern- und Konzentrationsfähigkeit

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Um Schüler und Lehrer vor Schadstoffen in Klassenzimmern schützen zu können, müssen Schulen künftig besser auf gefährliche Chemikalien hin untersucht werden. Dies forderten heute der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Interdisziplinäre Arbeitskreis Umwelt und Gesundheit Rhein-Main und die Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin (IGUMED ) anlässlich des 10. Frankfurter Kolloquium Umwelt & Gesundheit, das am Wochenende in Frankfurt am Main stattfand. Die kontinuierliche Belastung mit Schadstoffen wie polychlorierten Biphenylen (PCB), Flammschutzmitteln oder Weichmachern im Klassenzimmer führe zu Konzentrations- und Lernschwächen und erhöhe das Krebsrisiko. Schätzungen zufolge sind mindestens 10 000 öffentliche Gebäude in Deutschland allein mit PCB verseucht, darunter viele Schulen.

Oliver Wendenkampf, Sprecher des Arbeitskreises Gesundheit des BUND: "Es ist skandalös, dass dieses drängende Problem von Politikern totgeschwiegen wird. Selbst die Schadstoffe, die wie PCB bereits verboten sind und von denen wir wissen, dass sie krebserregend sind oder das Nervensystem schädigen, wurden in deutschen Schulen nie systematisch eliminiert. Viele Politiker beklagen die Kinderfeindlichkeit unserer Gesellschaft - hier gäbe es eine konkrete Handlungsmöglichkeit und sie wird nicht genutzt."

Wegen PCB seien in Deutschland bereits zahlreiche Schulen geschlossen worden. Es gäbe jedoch eine Reihe weiterer gesundheitsschädigender Industriechemikalien wie bromierte Flammschutzmittel in Computern oder hormonell wirksame Weichmacher in PVC-Fußbodenbelägen. Flammschutzmittel ließen sich in immer höheren Mengen im Blut von Kindern nachweisen und würden mit Schädigungen der Gehirnentwicklung und späteren Lernschwächen in Zusammenhang gebracht.

Dr. Frank Bartram, Umweltmediziner und Vorstandsmitglied der IGUMED: "Kinder sind besonders betroffen, da ihr Nervensystem und ihre Entgiftungssysteme noch nicht ausgereift sind. Die Belastung durch giftige Chemikalien an Schulen aber auch im Wohnumfeld der Kinder hat in den letzten Jahren zu einer Zunahme von Gesundheitsstörungen wie Allergien, Konzentrationsmängeln und Lernstörungen geführt. Das ist nicht hinnehmbar. Hier muss der Gesetzgeber endlich tätig werden und einen vorsorgenden Schutz unserer Kinder vor gefährlichen Chemikalien gewährleisten."

Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)