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30.06.2024

16.02.2006

Trinkwasserbakterium verwertet Methan

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Ein Forscherteam der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) sowie der Universitäten Wien und Aalborg berichten in der heute erscheinenden Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Science" (PNAS) über einen entscheidenden Fortschritt bei der Erkennung eines Methan verwertenden Bakteriums. Der gelegentlich in Trinkwasser vorkommende harmlose Brunnenfaden nutzt als Energiequelle das Treibhausgas Methan und bedient sich dabei eines äußerst ungewöhnlichen Enzyms.

Der Brunnenfaden (Crenothrix polyspora) lässt sich weder im Labor züchten noch mit herkömmlichen Labormethoden untersuchen. Im Institut von Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann von der TUHH und der dort angesiedelten Forschungsstelle der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) ist es gelungen, ausreichend große Mengen des Brunnenfadens aus dem Rückspülschlamm eines Wasserwerkes zu gewinnen. Damit waren erstmals die Voraussetzungen für molekularbiologische Untersuchungen des Crenothrix polyspora geschaffen. Ohne über eine Reinkultur zu verfügen, konnten die Wissenschaftler aus Wien sowie Aalborg den Beweis für die Methanverwertung des Brunnenfadens erbringen. Außerdem gelang es ihnen, die Verwandtschaft zu anderen Methan verwertenden Bakterien nachzuweisen.

Obwohl der Brunnenfaden eindeutig bei den Methan verwertenden Bakterien einzuordnen ist, verwendet er ein bislang unbekanntes Enzym, um das Methan umzusetzen. Diese Form des Enzyms wurde bisher bei keinem anderen untersuchten Lebewesen nachgewiesen. Es ähnelt mehr dem Enzym zur Oxidation des Ammoniums als jenen anderer Methan verwertender Bakterien. Für die Grundlagenforschung ergeben sich hieraus völlig neue Einblicke in die Evolution und Biochemie Methan verwertender Bakterien.

Quelle: idw / Technische Universität Hamburg