19.01.2022
Palmölalternative aus dem Labor
Palmöl ist ein echter Klimakiller. Etwa 19 Millionen Hektar Regenwald wurden dafür bereits rund um den Äquator gerodet. Dabei wird nicht nur eine große Menge CO2 freigesetzt, sondern auch wichtiger Lebensraum bedrohter Tierarten zerstört.
Da das Pflanzenöl aber nicht nur in Brennstoff, sondern laut World Wide Fund For Nature (WWF) auch in jedem zweiten Produkt aus dem Supermarkt steckt, importiert Europa trotzdem jedes Jahr bis zu sieben Millionen Tonnen Palmöl. Dazu entwickelt das Start-up COLIPI nun eine nachhaltige Alternative, die zusätzlich CO2-neutral ist: die Herstellung von Ölen mithilfe von Hefen.
Mit ihrer Technik wollen die Gründer Max Webers, Philipp Arbter, Jonas Heuer und Tyll Utesch vom Institute of Bioprocess and Biosystems Engineering der Technischen Universität Hamburg die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie nachhaltig revolutionieren.
Fermentation - Wenn Hefe Fett produziert
Das nachhaltige Öl wird durch Fermentation hergestellt. COLIPI nutzt dafür Hefen, die Zucker aus industriellen und landwirtschaftlichen Abfallprodukten, wie Melasse oder andere Biomassen, verwerten und dadurch ihren Stoffwechsel am Laufen halten. Nachdem insbesondere Stickstoff und Phosphate verbraucht sind, stoppt das Wachstum und mit dem verbleibenden Überangebot an Kohlenstoff werden Lipide gebildet.
Diese Lipide lassen sich anschließend isolieren und sind, je nach Hefeart, vielen pflanzlichen Ölen sehr ähnlich. Normalerweise entsteht bei der Fermentation CO2. Doch auch hier hat das Team eine klimaschonende Lösung gefunden: "Wir entwickeln eine weltweit einzigartige Technologie, die den gesamten Produktionsprozess CO2-neutral macht. Die lassen wir uns gerade patentieren", sagt Philipp Arbter.
Mehr Nachhaltigkeit in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie
Mit dem "grünen" Öl können Palmöl oder Kakaobutter nachempfunden, aber auch ganz neue Öle ohne natürliches Vorbild entwickelt werden. "Die Vielfältigkeit der Öle spiegelt sich auch in ihrer Anwendung in Cremes, Seifen oder Schokoladen wider. Also überall dort, wo auch heute pflanzliche Öle genutzt werden", so der Projektleiter von COLIPI, Max Webers.
Das Geld aus dem EXIST-Förderprogramm steckt das Start-up in die Ausweitung der Öl-Produktion vom Labormaßstab hin zur industriellen Produktion. So sei die Nachfrage nach dem Öl in kommerziellen Produkten bereits groß, denn das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit wächst. "Produkte, die auf CO2-neutralen Ölen basieren, bringen Unternehmen der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie einen klaren Marktvorteil, da möchte niemand zu spät auf den Zug aufspringen", betont Max Webers. Erste Produkte mit dem Öl von COLIPI werden voraussichtlich in zwei Jahren auf dem Markt zu finden sein.
Quelle: Technische Universität Hamburg