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03.12.2024

24.01.2022

Treibhausgase - Treibstoff für Mikroben


Fauchen, zischen, spucken: Der Geysir in Andernach macht das alle zwei Stunden. Dr. Alexander J. Probst, Biologieprofessor an der UDE-Fakultät für Chemie, fand heraus, welche Einzeller dort leben und wie sie CO2 binden. Publiziert sind die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Communications.

Geysire entspringen heißen Quellen im Vulkangestein und schießen als Wasser- oder Dampffontänen in die Höhe. In Island und Neuseeland speien sie meist entsprechend heißen Dampf.

Anders in Andernach (Rheinland-Pfalz): Der Geysir wird durch freigesetztes Kohlenstoffdioxid angetrieben, das ausgebrochene Wasser ist kalt. Mit bis zu 60 Metern Auswurfhöhe ist er weltweit der höchste Kaltwassergeysir.

Für Probst und seinen Doktoranden Till Bornemann ist besonders interessant, was ganz unten passiert. "Dafür haben wir in Andernach mehrere Ausbrüche beprobt. Dann haben wir die Mikroben aus dem tiefen Wasser filtriert", erklärt Prof. Dr. Alexander J. Probst. Am häufigsten fanden die UDE-Forschende sogenannte Altiarchaeen. Professor Probst erforscht diese Einzeller auch in einer Schwefelquelle bei Regensburg.

Ihren Lebensraum haben die kleinen Lebewesen im Andernach-Geysir 350 Meter unter der Erde gefunden. "Die tiefe Biosphäre beherbergt fast 70 Prozent aller Mikroben unseres Planeten", so Probst. Das Tolle: "Die Mehrzahl von ihnen bindet CO2 aus der Atmosphäre und wandelt es um in organische Materie. Es ist zwar nur ein Bruchteil des Treibhausgases. Angesichts der Menge an jährlich freigesetztem CO2 aus dem Mantel ist es dann doch beträchtlich. Zugleich scheinen die Gase Mikroben in der Tiefe schneller wachsen zu lassen."

An der interdisziplinären Studie beteiligt waren UDE-Wissenschaftler aus der analytischen Chemie (AG Schmidt), der Geologie (AG Schreiber) und der Mikrobiologie (AG Probst). Die Geysir.info gGmbH unterstützte etwa mit Langzeitmessungen der Wasserchemie. Weitere Analysen sind im Projekt "MultiKulti" geplant, das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert es über drei Jahre mit 2,5 Millionen Euro.

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Quelle: Universität Duisburg-Essen