09.05.2017
Immer der Nase nach: Den natürlichen Holzgeruch entschlüsseln
Nahezu in allen Lebensbereichen kommen wir mit Holz in Berührung. Vom Bodenbelag und Möbelstück, über verschiedenste Gegenstände des täglichen Gebrauchs, wie Kochlöffel oder Bleistifte, bis hin zum Einsatz in Lebensmitteln beispielsweise zur Vollendung des Aromas von Wein oder Spirituosen. Der charakteristische Geruch von Holz und Holzprodukten ist allerdings bisher wenig erforscht. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV hat deshalb in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersucht, welche Substanzen zum Holzgeruch beitragen.
Dem bekannten, jedoch weitgehend unerforschten Holzgeruch kommt Prof. Andrea Büttner, die im Fraunhofer IVV die Analytische Sensorik leitet und an der FAU eine Professur für Aromaforschung innehat, mit analytischen und humansensorischen Methoden auf die Spur. Linda Schreiner, eine ihrer Doktorandinnen, untersucht diejenigen Geruchsstoffe, die natürlicherweise im Rohstoff Holz enthalten sind und einen Beitrag zum Gesamtgeruch leisten. Dafür werden moderne geruchsanalytische Methoden, die im Bereich der Lebensmittelaromaforschung seit längerem etabliert sind, auch bei Holzproben angewendet. Bei der Auswahl der Holzproben wird ein besonderes Augenmerk auf ihren Einsatz in Gegenständen des täglichen Gebrauchs gerichtet. Das Holz wird zunächst von einem geschulten Panel hinsichtlich Geruchsqualitäten und -intensitäten sensorisch bewertet.
Die einzelnen Geruchsstoffe werden anschließend aufgeschlüsselt und identifiziert. Dabei ist die eigene Nase wichtigstes Instrument zur Detektion der einzelnen Gerüche. Mit analytischen Methoden werden den wahrgenommenen Gerüchen Substanzen zugeordnet. Linda Schreiner konnte so eine Vielzahl an Geruchsstoffen unterschiedlichster Strukturen nachweisen, darunter auch neuartige Gerüche, die bisher noch nicht aus Holz bekannt waren. "Besonders spannend ist eine nach Bleistift riechende Substanz, die das bisher erstmals nachgewiesene natürliche Molekül mit Bleistiftgeruch darstellt.", erklärt Schreiner. Die gefundenen Substanzen haben ihren Ursprung weitestgehend in den Holzinhaltsstoffen wie Fetten und Wachsen, Lignin und Terpenen, und entstehen zum Beispiel durch oxidativen Abbau.
"Mit diesen Erkenntnissen sind wir in der Lage, auch den Geruch von sekundären Holzprodukten wie Cellulosefasern oder Karton sowie Bedarfsgegenständen und Möbeln auf Holzbasis aufzuklären und herauszufinden, warum wir bestimmte Holzgerüche als besonders angenehm empfinden", sagt Schreiner. Besonders interessant ist für die Wissenschaftlerin, welche der Geruchsstoffe aus naturbelassenem Holz charakteristisch sind. "Unser Ziel ist es, erwünschte und angenehme Gerüche zu erhalten und die Entstehung von Fehlgerüchen bei der Verarbeitung oder Behandlung des Holzes zu reduzieren oder vollständig zu vermeiden."
Quelle: Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV)