27.07.2010
Fördergelder für Arbeiten zur hochauflösenden Flüssigkeits-NMR-Spektroskopie vergeben
Dr. Christina Thiele (35), Emmy Noether-Nachwuchsgruppenleiterin am Clemens-Schöpf-Institut für Organische Chemie und Biochemie, erhält in der dritten Ausschreibungsrunde des European Research Council (ERC) einen "Starting Independent Researcher Grant" in Höhe von 1,5 Millionen Euro.
Mit dem 2007 erstmals ausgeschriebenen Programm der ERC-Grants will die Europäische Union (EU) europaweit kreative Wissenschaftler und zukunftsweisende Projekte fördern. Für den Bereich "Physical Sciences and Engineering" waren 1205 Bewerbungen aus allen EU-Staaten (und assoziierten Ländern) eingegangen, 2873 für die Ausschreibung insgesamt. Alleiniges Kriterium bei der Begutachtung der Anträge ist wissenschaftliche Exzellenz. Mit den vom ERC bewilligten Mitteln in Höhe von 1,5 Million Euro für die nächsten fünf Jahre will Thiele ihre Forschergruppe um drei Mitarbeiter erweitern und ein 600-MHz-NMR-Spektrometer kaufen.
Christina Thiele hat sich in der Fachwelt durch ihre innovativen Arbeiten zur kernresonanzspektroskopischen Aufklärung von Molekülstrukturen einen Namen gemacht. Bei der kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (kurz: NMR-Spektroskopie) handelt es sich um eine Methode der Strukturaufklärung, die in verschiedensten Feldern der Chemie eingesetzt wird.
So ist es mit Hilfe der hochauflösenden Flüssigkeits-NMR-Spektroskopie nicht nur möglich, ein statisches dreidimensionales "Bild" der Verbindung zu erzeugen, sondern es können auch die in Lösung vorliegenden dynamischen Prozesse untersucht werden. Gerade diese dynamischen Prozesse sind oft ausschlaggebend für die Funktion der untersuchten Verbindungen. Durch solche Untersuchungen lassen sich unter Umständen Vorschläge machen, was an Strukturen von Molekülen verändert werden sollte, damit sich deren Funktionen verbessern. Die Arbeiten, die durch den ERC Starting Grant RDC@catalysis gefördert werden, beschäftigen sich genau damit: Untersuchung der Lösungsstruktur und Dynamik von katalytisch aktiven Spezies um deren Wirkungsweise zu verstehen und deren Eigenschaften zu verbessern.
Thiele setzt hierfür zusätzlich zu den konventionellen Methoden der kernmagnetischen Resonanz einen neuartigen anisotropen NMR-Parameter, die residuale dipolare Kopplung, ein. Die Einbeziehung dieses Parameters in die Strukturanalyse von katalytisch aktiven Verbindungen wird nicht nur zu präziseren Strukturen führen, sondern auch zu einem besseren Verständnis von Struktur-Aktivitätsbeziehungen.
Quelle: idw / Technische Universität Darmstadt