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28.09.2024

27.01.2006

Kontamination von Lebensmitteln mit ITX, einem Bestandteil von Druckfarben

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Isopropylthioxanthon (ITX) wird als Photoinitiator in UV - härtenden Druckfarben, die zum Bedrucken der Außenseite von Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden, verwendet. Dieses Druckverfahren findet zum Beispiel bei Verbundverpackungen Anwendung.

Wie kann ITX ins Lebensmittel gelangen?

Bei der Herstellung von Verbundkartons wird das Verpackungsmaterial nach dem Bedrucken zunächst auf Rollen gewickelt, so dass die bedruckte Seite (spätere Außenseite der Verpackung) mit der unbedruckten Seite (spätere Innenseite der Verpackung) in Berührung kommt. Auf diese Weise können Bestandteile von Druckfarben, in diesem Fall ITX, von der bedruckten Seite auf die unbedruckte Seite, die später mit dem Lebensmittel in Berührung kommt, übergehen (Setoff - Effekt). Zur Abfüllung des Lebensmittels wird das Verpackungsmaterial als Karton gefaltet, verklebt und befüllt. Anschließend kann ITX durch Migration aus der Verpackungsinnenseite in das Lebensmittel gelangen. Darüber hinaus kann auch eine Migration der Druckfarbe durch das Verpackungsmaterial hindurch stattfinden, wenn nicht wirksame Barriereschichten, wie z.B. Aluminiumfolien, verwendet werden.

Welche gesundheitlichen Gefahren gehen von ITX in Lebensmitteln aus?

Über die Toxizität von ITX liegen bisher nur sehr wenige Daten vor. Nach Einschätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist nach jetzigem wissenschaftlichem Kenntnisstand von keinem erbgutveränderndem Potential auszugehen. Unter Befolgung der EFSA - Kriterien (EFSA = Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) für Lebensmittel-kontaktmaterialien ist ein Schwellenwert bis zu 0,05 mg/kg ITX in Lebensmitteln als toxikologisch unbedenklich zu betrachten. Bei höheren Migrationswerten sind allerdings zusätzliche Daten für eine toxikologische Bewertung erforderlich, die dem BfR zur Zeit aber noch nicht vorliegen. Ungeachtet der unzureichenden toxikologischen Bewertung von ITX ist nach Europäischem Recht Lebensmittelverpackungsmaterial so herzustellen, dass keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen übergehen, die eine unvertretbare Veränderung der Zusammensetzung der Lebensmittel herbeiführen. ITX - haltige UV - härtende Druckfarben und UV - Lacke sind zum Bedrucken der Außenseite von Lebensmittelverpackungen vorgesehen, nicht aber für den Kontakt mit der Lebensmittelseite bestimmt, so dass ein nennenswerter Übergang dieser oder deren Bestandteile auf das Lebensmittel zu vermeiden ist.

Am CVUA Stuttgart wurden bisher 94 Lebensmittelproben, einschließlich deren Verpackungen, auf ITX untersucht. Der Schwerpunkt lag dabei auf Nahrungsmittel in Kartonverbunden, die bekanntermaßen durch das UV - Offset - Druckverfahren hergestellt werden. Aber auch Lebensmittel in anderen bedruckten Verpackungsmaterialen, wie z.B. Kunststoffbecher oder Wurstverpackungen, wurden unter die Lupe genommen. Bei 23 von 94 untersuchten Proben (25 Prozent) konnte in der Verpackung ITX nachgewiesen werden. Hierbei handelte es sich hauptsächlich um Kartonverbunde (11 Proben), aber auch um Wursthüllen (2 Proben) und Kunststoffbecher für Molkereiprodukte (9 Proben). Zudem konnte bei 18 von 23 Proben (78 Prozent) tatsächlich ein Übergang auf das Lebensmittel nachgewiesen werden, bei 9 Proben lag der Gehalt sogar deutlich über dem Schwellenwert von 0,05 mg/kg. Positive Befunde traten v.a. in Orangensaft, Kindermilch und Joghurt auf. Die betroffenen Hersteller haben der EU-Kommission zugesichert, das Druckverfahren schnellstmöglich umzustellen, so dass bis spätestens 31.01.2006 nur noch ITX-freies Verpackungsmaterial ausgeliefert wird.

Quelle: Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart