Analytik NEWS
Das Online-Labormagazin
28.09.2024

21.03.2006

Isotopenanalyse erkennt illegal gerodetes Holz

Teilen:


Deutsche Wissenschaftler haben eine Methode entwickelt, die es ermöglicht, den Herkunftsort von Holz zu bestimmen und damit illegal geschlagenes Holz von legalem zu unterscheiden. Bislang ist es unmöglich, die Angaben der Händler über die Herkunft des Holzes zu überprüfen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) geht davon aus, dass jährlich rund 15 Mio. Hektar Wald illegal gerodet werden und der World Wide Fund For Nature (WWF) schätzt, dass mehr als 50 Prozent des importierten Holzes aus Indonesien, Russland und dem Amazonas gegen die Rechtsvorschriften verstößt. Das neue Analyseverfahren wurde von der Firma Agroisolab entwickelt und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem WWF unterstützt.

Das Verfahren zur Herkunftsbestimmung beruht auf der Analyse der Isotope, dem so genannten Fingerabdruck der Natur. "Es gibt für jeden Punkt der Erde einen spezifischen Isotopenwert, der sich im Niederschlag, in Pflanzen und in allen wasserhaltigen Produkten nachweisen lässt", erklärt Claudia Hildebrandt, zuständig für Vertrieb und Marketing bei Agroisolab, im Gespräch mit pressetext. Neben den Werten von Wasser- und Sauerstoff werden bei der Isotopen-Analyse auch Werte wie Stickstoff und Schwefel untersucht, denn auch sie enthalten wertvolle Daten, die Rückschlüsse auf den Herkunftsort zulassen. Der "natürliche Fingerabdruck" kann durch chemische Zusätze oder Verarbeitungsprozesse nicht verändert werden.

Für die Isotopen-Analyse werden lediglich wenige Gramm des zu untersuchenden Materials benötigt. Die Probe wird zerschnitten, zerkleinert und anschließend mit flüssigem Stickstoff gefriergetrocknet, wodurch dem Stoff das gesamte Wasser entzogen wird. Das so gewonnene Gewebewasser wird dann auf seine Isotopenverhältnisse hin untersucht. "Durch den Vergleich mit einer Probe aus dem jeweiligen Land oder von der Plantage oder dem Feld kann man dann überprüfen, ob das Material auch wirklich von dort stammt", berichtet Hildebrandt.

Im Lebensmittelbereich verfolgt Agroisolab bereits seit vier Jahren erfolgreich die Herkunft von Obst und Gemüse. "Bei Getreide ist es problemlos möglich zu bestimmen, von welchem Feld es kommt", so Hildebrandt. Da Bäume langlebiger wachsen als Getreide, sind die Einflüsse umfangreicher und damit die Bestimmung des Herkunftsortes schwieriger. Doch die Forschungsarbeit lohnt sich. "Von der Isotopenmethode versprechen wir uns, dass die Vermarktung illegaler Hölzer drastisch sinkt", erklärt DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde.

Um in Zukunft sagen zu können, ob das Holz vom Wohnzimmerschrank illegal gerodet wurde, muss zunächst eine Datenbank mit Vergleichswerten angelegt werden. Hierzu werden Mitarbeiter des WWF Proben aus den für den deutschen Holzimport wichtigen Ländern wie Schweden, Russland, Finnland, aber auch Polen, Indonesien und Malaysia zusammentragen.

"Zur Verschleierung illegaler Ware geben Händler bislang oft ein falsches Herkunftsland an", berichtet WWF-Forstexperte Johannes Zahnen. Mit Hilfe der neuen Analysemethode könnte damit jetzt bald Schluss sein. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat auch schon Interesse signalisiert.

Quelle: pte.at