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04.07.2024

09.12.2004

Röntgenpreis der Universität Gießen für Göttinger Nachwuchsforscherin

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In einem Festakt an der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde der mit 7500 Euro dotierte Preis an die Göttinger Preisträgerin übergeben, die für herausragende Beiträge zur "Ultrakurzdynamik in organischen Festkörpern mit zeitaufgelöster Röntgenstrahlung" ausgezeichnet wurde. Seit 20 Jahren ging dieser Preis damit erstmalig wieder an eine Frau - die letzte Preisträgerin 1984, die Biophysikerin Renata Patricia Virsik-Peuckert, kam ebenfalls aus Göttingen.

Der Preis, eine private Stiftung zum Andenken an W.C. Röntgen, seinerzeit Physikprofessor in Gießen, gilt als einer der bedeutendsten wissenschaftlichen Preise der Justus-Liebig-Universität. Er wird jährlich für neue, hervorragende wissenschaftliche Arbeiten und Verdienste auf dem Gebiet der strahlenphysikalischen und strahlenbiologischen Grundlagenforschung vergeben. Auch Rudolf Ludwig Mössbauer wurde einst damit ausgezeichnet - 5 Jahre bevor er dann 1961 den Nobelpreis für Physik erhielt.

Simone Techert hat in Gießen Chemie studiert und, nach dem Wechsel an das MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen, 1997 bei Prof. Jürgen Troe in Physikalischer Chemie promoviert. Nach einem 2-jährigen Forschungsaufenthalt am Europäischen Synchrotron (ESRF) in Grenoble leitet sie seit 2000 eine selbständige Nachwuchgruppe am MPI in Göttingen. Sie ist Emmy-Noether-Forschungstipendiatin. Ihre Arbeiten wurden bereits mit einem ESRF-internen Forscherpreis sowie dem Karl-Winnacker Preis der Aventis Foundation prämiert.

Mit dem Röntgenpreis wurden jetzt ihre Forschungsarbeiten zur Ultrakurzzeitdynamik organischer Festkörper mittels zeitaufgelöster Röntgenstrukturanalyse ausgezeichnet. Mit dieser Methode ist es möglich, den Verlauf lichtinduzierter chemischer Reaktionen auf der Eben der kleinsten Bausteine der Materie in sehr kleinen Zeitabständen zu fotografieren und, im übertragenen Sinne, einen Film des Geschehens aufzunehmen. Das neue an der von ihr maßgeblich mitentwickelten Methode liegt nicht in der Aufnahme des Filmes an sich, sondern in der Verwendung von Röntgenstrahlung, mit der es möglich ist, die Bewegungsabläufe des "Skeletts" von Materie, von Atomen und Molekülen, genau zu beobachten.

Diese Methode will sie in Zukunft auch auf weitere Gebiete der Materialwissenschaften ausweiten und unter anderem Verfahren für die zeitaufgelöste Röntgenbeugung chemischer Systeme im ultrakurzen Zeitbereich entwickeln, die mit zukünftigen Röntgenquellen, wie dem Freien Elektronenlaser in Hamburg, durchgeführt werden könnten.

Quelle: Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (MPIBPC)