08.12.2003
Studie: Pestizid Endosulfan wirkt offensichtlich hormonstörend
Männliche Schulkinder, die mit dem Pestizid Endosulfan in Berührung kommen, entwickeln erst später sexuelle Reife als gesunde Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des National Institute of Environmental Health Sciences. Die Forscher haben Kinder in Nord-Kerala/Indien untersucht, die nahe einer Cashew-Farm leben. Endosulfan ist zwar in einigen Staaten verboten, wird aber immer noch in vielen Ländern in der Landwirtschaft eingesetzt, berichtet das Fachmagazin Environmental Health Perspectives (EHP) in seiner Dezember-Ausgabe.
Nach Angaben der Wissenschaftler setzt die sexuelle Reife bei Buben, die in Gegenden wohnen, in denen seit mindestens 20 Jahren das Pestizid eingesetzt wird, deutlich später ein. Allfällige Veränderungen der Hoden und andere Missbildungen an den Geschlechtsorganen konnten aufgrund der kleinen Gruppe der Probanden nicht signifikant festgestellt werden. Erschreckend war für die Forscher allerdings, dass das Pestizid auch nach zehnmonatiger Absetzung im Körper immer noch nachweisbar blieb.
In den USA wird Endosulfan, ein Halogenwasserstoff, selbst nicht mehr hergestellt, jährlich werden aber bis zu 1.000 Tonnen des Pestizids in der Landwirtschaft insbesondere bei Kürbis, Pekannüssen und Erdbeeren verwendet. Das Pestizid ist in Deutschland, Schweden, Norwegen, Kambodscha, Kolumbien und Indonesien verboten, in etwa 20 anderen Staaten ist die Verwendung gesetzlich beschränkt. Endosulan (C9 H6 Cl6 O3 S) wird bereits seit den 50-er Jahren als Insektizid und Kontakt- und Fraßgift benutzt.
Das Pestizid wird im Pflanzenschutz und Forst gegen beißende und saugende Insekten eingesetzt und unter den Produktnamen Beosit, Chlortiepin, Cyclodan, Devisulphan, Endocel, Endosol, Hildan, Insectophene, Malix, Rasayansulfan, Thifor, Thimul, Thiodan, Thionex und Thiosulfan vertrieben. Endosulfan besitzt nachweislich eine schädigende Wirkung auf die Haut und die Schleimhäute der Atemwege und Augen. Im Tierexperiment wurden bei Vergiftungen Störungen der Bewegungskoordination sowie Krämpfe festgestellt. Leichtere Vergiftungen führten zu Erbrechen und Durchfall. Beim Menschen zeigen sich Symptome in Form von Kopfschmerzen, Benommenheit, Desorientierung, krampfartige Anfälle und pathologische EEG-Veränderungen. Außerdem ist der Nachweis in der Muttermilch möglich. Von einem Einsatz in Innenräumen ist, so die Schadstoffabteilung Tübingen, dringend abzuraten.
Quelle: pte.at