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30.06.2024

30.05.2002

Dioxinbelastung der Umwelt und des Menschen rückläufig

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Seit Ende der 80er-Jahre ist in Deutschland die Umweltbelastung durch Dioxine deutlich zurückgegangen - und damit auch die Belastung der Lebensmittel und der Menschen. Aber: In den vergangenen Jahren hat sich dieser Trend verlangsamt. Teilweise ist eine Stagnation oder sogar ein leichter Anstieg der Dioxinbelastung festzustellen. Dies geht aus einer neuen Veröffentlichung zweier Berichte hervor, die erstmalig Bundes- und Länderbehörden gemeinsam erstellten. Hierzu wurden die von Bund und Ländern erhobenen Daten ausgewertet. Sie sind in der Datenbank DIOXINE gespeichert, die vom Umweltbundesamt (UBA) und dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) gemeinsam betrieben wird.

Der 3. Bericht ist eine Auswertung aller Daten der Datenbank DIOXINE. Sie erfasst rund 10.000 Proben von Böden, Abfall (Klärschlamm), Luft (Emission, Immission, Deposition), Biota und Chemikalien (Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse). Die ermittelten durchschnittlichen Belastungen unterschiedlicher Umweltmedien können als Referenzwerte verwendet werden.

Der 4. Bericht der Bund/Länder-Arbeitsgruppe DIOXINE stellt Ergebnisse zur Dioxinbelastung von Lebensmitteln und des Menschen sowie ausgewählter Umweltbereiche vor. Er fasst die Ergebnisse des Dioxin-Referenzmessprogramms der beteiligten Behörden zusammen. Über mehrere Jahre wurden jeweils an gleichen Standorten unter gleichen Bedingungen die Belastungen für Mensch und Umwelt untersucht. Hier geht es um zeitliche Trends. Die Ergebnisse können auch als Informationsgrundlage für eine Neubewertung der Belastung durch Dioxine und dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle (PCB) dienen, wie sie durch eine Expertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1998 angestoßen wurde.

Die Datenauswertung belegt: Die vor gut einem Jahrzehnt eingeleiteten administrativen und technischen Maßnahmen zeigen Erfolg. Neueinträge an Dioxinen in die Umwelt konnten drastisch reduziert werden. Immissionsmessungen ergaben zum Beispiel, dass die Spitzenbelastungen im Winter seit Anfang der 90er-Jahre etwa halbiert wurden. Ablagerungs-Messungen sowie Daten des Biomonitorings bestätigen die abnehmenden Dioxinbelastungen. Auch die Futtermittel und letztlich die Lebensmittel sind heute geringer kontaminiert als vor den Maßnahmen. Aus den Daten zur Lebensmittelbelastung lässt sich schätzen, dass sich in den vergangenen zehn Jahren die Dioxinaufnahme über die Nahrung halbierte. Sie lag 1996-1998 beim Erwachsenen im Durchschnitt bei täglich 0,7 Pikogramm (pg, also ein Billionstel Gramm) WHO-TEq Dioxine pro Kilogramm Körpergewicht (TEq = Toxizitätsäquivalent, Wissenschaftler ermitteln hieraus die Toxizität zum so genannten Sevesogift ab).

Das führte auch seit Anfang der 90er-Jahre zur Senkung des Dioxingehalts in der Frauenmilch um rund 60 Prozent. Allerdings ist die tägliche Dioxinaufnahme eines Säuglings beim Stillen mit 57 pg WHO-Teq Dioxine pro Kilogramm Körpergewicht noch immer sehr hoch. Daher werden von der WHO und anderen Expertenkommissionen weitere Maßnahmen zur Minderung des Dioxineintrags in die Umwelt gefordert.

Die 57. Umweltministerkonferenz hat am 30. November 2001 beschlossen, das Dioxin-Referenzmessprogramm fortzuführen. So können auch zukünftig Störfälle frühzeitig erkannt, kontaminierte Futter- und Lebensmittel entdeckt, Schäden abgewehrt und Trends analysiert werden.

Quelle: Umweltbundesamt