11.05.2023
Erdbeeren - Inhaltsstoffe unter der Lupe - Alleskönner Kapillarelektrophorese
Jana Boden , Antje Mainka, Ingo Haumann, ICA - Ingenieurgemeinschaft für Chemische Analytik
Das wohl leckerste Sinnbild des Frühsommers lädt nun wieder zum Schlemmen ein - die Erdbeere. Anfang des 18. Jahrhunderts kamen die ersten Erdbeerpflanzen aus Amerika zu uns und wurden durch Züchtung zu den heutigen vielen beliebten Sorten, wie zum Beispiel "Mieze Schindler" oder "Senga Sengana" [1].
Die Erzeugung dieser Sortenvielfalt zielte hierbei sowohl auf die Erweiterung des Erntezeitraums ab, als auch auf die Resistenz gegen verschiedene Krankheiten.
Frisch vom Beet oder in allerlei Süßspeisen oder Kuchen verarbeitet kann die Erdbeere aber auch in herzhaften Gerichten eine ausgesprochen gute Figur machen [2]. Und ganz nebenbei punktet sie auch mit gesunden Inhaltsstoffen. Also - nutzen wir die Erdbeerzeit, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden!
- Pikante Rezepte: Mit Erdbeeren lassen sich
auch herzhafte Gerichte veredeln: Wie wäre
es zum Beispiel mit einem Spargelsalat, mit
Erdbeeren oder mit Roastbeef, mit einer
pikanten Erdbeer-Chili-Salsa?[2]
Da Inhaltsstoffe immer von der Sorte, aber auch von den Anbaubedingungen und dem Reifegrad abhängen, können Angaben der Literatur immer nur einen ungefähren Anhaltspunkt darstellen. Grund genug für uns, um verschiedene Sorten der leckeren Früchtchen einer genaueren Analyse zu unterziehen.
Sowohl in der Tabelle 1 als auch in der Abbildung 1 sind die unterschiedlichen Eigenschaften der Erdbeeren, wie zum Beispiel Größe, Farbe und Form ersichtlich. Besonders erstaunlich sind die Gewichtsunterschiede, die fast bis zu einem Faktor 10 betragen können.
Alle Früchte wurden am selben Tag (Mitte Juni) auf demselben Erdbeerfeld geerntet. Die Verarbeitung erfolgte sofort. Und obwohl es schwerfiel, konnten nach der sensorischen Prüfung noch einige Erdbeeren für die chemische Analyse gerettet werden. Für die Messungen wurden die Früchte eingewogen und püriert und bis zur Untersuchung gefroren gelagert. Vor der Analyse wurden diese Proben mit Reinstwasser verdünnt und zentrifugiert.
Abb.1: Verschiedene Erdbeer-Sorten im Vergleich
Als erstes wurden die Kationen einer genaueren Untersuchung unterzogen. Hierfür wurde ein Elektrolyt auf der Basis von Aminopyridin verwendet. Die Eigenabsorption des Elektrolyten erlaubt die empfindliche Messung der UV-inaktiven Kationen mittels indirekter Detektion. In Abbildung 2 sind die erhaltenen Elektropherogramme für einen Kationen-Standard und exemplarisch für zwei Erdbeer-Sorten abgebildet. Zum Vergleich wird die Analyse einer Banane gezeigt.
Abb.2: Bestimmung von Kationen in Erdbeeren (zum Vergleich: Banane)
Überraschenderweise findet sich auch in allen Sorten ein geringer Gehalt für Ammonium. Die Unterschiede zwischen den Sorten können aber nicht sortenspezifisch interpretiert werden. Das Vorhandensein von Ammonium in den Früchten ist nicht eindeutig erklärbar.
Zum einen könnte ursächlich eine Ammoniumdüngung verantwortlich sein, zum anderen kann es sich um einen natürlichen Ammoniumgehalt handeln, der durch den Abbau von Aminosäuren oder Proteinen entsteht. Die Verhältnisse der Ionen untereinander wären eher aussagekräftig, allerdings gibt es auch hier keine signifikanten Unterschiede. Eine wichtige Erkenntnis für uns war, dass die Erdbeere ähnlich hohe Magnesium-Werte wie die bei den Sportlern beliebte Banane aufweist. Zusätzlich punktet die Erdbeere mit einem hohen Calcium-Gehalt.
Für die Analytik der Kohlenhydrate wurde auf ein sehr alkalisches Phosphat-System zurückgegriffen. Die Detektion der Zucker erfolgte mittels direkter Detektion [6].
Auch die Analyse der Zucker liefert zwar unterschiedliche absolute Werte für die einzelnen Sorten, allerdings bleibt sich auch dabei die Erdbeere in jeder Sorte treu und zeigt jeweils ein Verhältnis von etwa 1 : 1 wenn man Fructose und Glucose betrachtet. Saccharose wurde nur sehr wenig oder gar nicht gefunden. Der Gesamtzucker-Gehalt liegt bei allen Sorten zwischen 50 und 100 g pro kg. Im Vergleich dazu (Abbildung 3) ist die Banane mit deutlichem Saccharose-Anteil gut zu unterscheiden. Auch der Gesamtzucker liegt hier höher (siehe Tabelle 3).
Abb.3: Bestimmung von Zuckern in Erdbeeren (zum Vergleich: Banane)
Durchaus recht unterschiedliche Säureprofile in der Analytik zeigen hier die Geschmacksvielfalt der Sorten an. Die gefundenen Werte für Nitrat können vielleicht (ebenso wie Ammonium) auf die Düngung der Pflanzen zurückgeführt werden. Sie befinden sich weit unterhalb kritischer Werte [7].
Abb.4: Bestimmung von Säuren in Erdbeeren
Übrigens...
Die hier untersuchte Gartenerdbeere hat historisch und genetisch nichts mit der Walderdbeere zu tun. Die Walderdbeere wird schon seit Langem als Nahrung verwendet. Sie besitzt einen diploiden Chromosomensatz. Die Gartenerdbeere besitzt jedoch einen oktoploiden Chromosomensatz [8]. Durch Züchtung wurde versucht, das Aroma der Walderdbeere mit der Fruchtgröße der Gartenerdbeere zu vereinen. Die daraus entstehende Sorte (Fragaria x vescana) besitzt einen dekaploiden Chromosomensatz und ist für den Gartenanbau kommerziell erhältlich [9].
Quellen
- Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Zugriff: 21.04.2023
- Erdbeer-Rezepte: Einfach himmlisch! Zugriff 28.04.2023
- Erdbeeren.de Zugriff: 21.04.2023
- Theorie der Kapillarelektrophorese Zugriff 28.04.2023
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Zugriff: 21.04.2023
- Dem Zucker auf der Spur - Untersuchung von Kohlenhydraten mit der Kapillarelektrophorese; Analytik NEWS 03/2015 Zugriff 28.04.2023
- Evaluation of certain food additives; WHO Technical Report Series, 2002 Zugriff: 21.04.2023
- Wikipedia Gartenerdbeere Zugriff: 21.04.2023
- Wikipedia Fragaria x vescana Zugriff: 21.04.2023