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27.06.2024

06.06.2024

Neon - ein Element, das unser Leben erhellt

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Neonreklame
Bild: PxHere [CCO]
Am 13. Juni 1898 gelang es den britischen Chemikern Morris William Travers und William Ramsay, durch fraktionierte Destillation flüssigen Argons ein bislang unbekanntes chemisches Element zu isolieren. Grundlage dafür war das kurz zuvor von Carl Linde erfundene Verfahren der Luftverflüssigung, mit deren Hilfe sie bereits Krypton und Xenon nachgewiesen hatten. Seinen Namen erhielt das neue Gas vom griechischen Wort für "neu": neos. In Analogie zu den anderen Edelgasen wurde daraus der Name Neon abgeleitet. Für ihre Entdeckungen erhielt Ramsay im Jahr 1904 den Nobelpreis.

Den großen Durchbruch des Edelgases Neon erlebte Ramsay allerdings nur noch am Rande. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals nämlich forschte der französische Physiker Georges Claude ebenfalls an Edelgasen und stellte fest, dass elektrischer Strom diese zum Leuchten bringt.

Neon beispielsweise leuchtet in einem kräftigen Orange-Rot. Auf Grundlage dieser Entdeckung entwickelte er die Neonröhre, die er sich auch patentieren ließ. Als Geschäftsmann erkannte er das Potenzial seiner Erfindung und so leuchtete im Jahr 1912 die erste kommerzielle Neonröhren-Schriftzug - "palais coiffeur" - an einem Pariser Herrenfriseursalon. Diese neue Art der Werbung brachte in den 1920er und 30er Jahren die Großstädte der Welt zum Leuchten und die Neonröhre trat ihren Siegeszug vor allem in Las Vegas und New York an.

Die Reklame hat oft die größere Wirkung als die Produkte.
Otto Baumgartner-Amstad (1924-2022)
schrieb der Schweizer Volksbühnenautor Otto Baumgartner-Amstad. Die Wirkung der Neon-Reklame bekam allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg einen faden Beigeschmack, weil sie zunehmend mit dem nach ihr benannten Rotlichtmilieu in Verbindung gebracht wurde. Daher verzichteten seriöse Geschäfte mehr und mehr auf Leuchtreklame an ihren Fassaden.

Neue Fans fanden sich in der Gruppe der Pop-Art Künstler. Die Entwicklung ging stetig weiter. Durch unterschiedliche Gasfüllungen wurde das Farbspektrum der Leuchtstoffröhren erweitert. Mit dem Edelgas Krypton gefüllt, leuchtet die Röhre weiß. Eine Argon-Füllung leuchtet rosa, die Mischung aus Argon mit Quecksilber kräftig blau. Färbt man zusätzlich die Glasröhre, so kann man weiter Farben erzielen. Mittlerweile hat die Leuchtreklame eine Renaissance erlebt. Zwar haben sich aus Kostengründen LED durchgesetzt, aber der Begriff "Neonröhre" ist in unserem Sprachgebrauch weiterhin so präsent wie eh und je.

Das Edelgas Neon wird mittlerweile in erster Linie zur Produktion sogenannter Excimerlaser eingesetzt, die man hauptsächlich zur Herstellung von Flachbildschirmen und Halbleitern oder auch für die operative Korrektur von Kurzsichtigkeit nutzt. Außerdem dient es als Kältemittel. Also, das nächste Mal, wenn wir an einem leuchtenden Neonschild vorbeigehen, nehmen wir einen Moment, um die Erkenntnisse der Wissenschaft zu würdigen, die dahinterstecken.

» Mehr über die Geschichte der Leuchtreklame

Autor:  

Anke Fähnrich

Anke Fähnrich


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