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27.06.2024

31.05.2024

Pioniere der Polymerforschung ausgezeichnet

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Im Rahmen eines Festaktes ist das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung mit dem "Historical Landmark Award" der European Chemical Society ausgezeichnet worden. Zahlreiche Gäste nahmen an der Veranstaltung teil.

Wissenschaftliche Meilensteine sind in den aller seltensten Fällen das Werk von Einzelpersonen. Bis eine neue Entdeckung ihre volle Tragweite entfalten kann, sind meist viele verschiedene Forschende beteiligt.

Wie enorm wichtig beispielsweise die Arbeit Karl Zieglers für die weitere Entwicklung des Mülheimer Campus gewesen ist, ist am MPI für Kohlenforschung wohl den meisten bekannt; das Gleiche gilt für die Arbeiten Giulio Nattas, der gemeinsam mit Karl Ziegler 1963 den Nobelpreis für Chemie erhielt.

Nun sind die Errungenschaften der beiden Ausnahmewissenschaftler im Rahmen einer Feierstunde auf europäischer Ebene offiziell anerkannt worden. Gemeinsam mit dem Politecnico in Mailand, der Wirkungsstätte Giulio Nattas, ist das MPI mit dem "Historical Landmark Award" der European Chemical Society ausgezeichnet worden. Zu diesem Anlass besuchten eine Delegation aus Italien und auch Vertreter der EuChemS den Campus, um gemeinsam mit den Mülheimer Wissenschaftlern zu feiern.

Glanzpunkte der Feier waren die beiden wissenschaftlichen Vorträge: Während sich Gaetano Guerra von der Universität Salerno wissenschaftlich mit dem Erbe Zieglers und Nattas in der Polymerisationskatalyse befasste, ging Alois Fürstner, Direktor am MPI für Kohlenforschung, der Frage nach, warum Ziegler gar nicht anders konnte, als die Polymerisation von Olefinen zu entdecken.

Wie stark der Einfluss Zieglers auf die Entwicklung des MPI für Kohlenforschung war, wurde bereits beim Grußwort Frank Neeses deutlich, geschäftsführender Direktor des Instituts und Gastgeber der Veranstaltung. "Während Zieglers Vorgänger Franz Fischer sich vornehmlich mit der Steinkohle beschäftigt hat, bestand Ziegler auf absoluter wissenschaftlicher Freiheit", so Neese.

"Für uns ist der Historical Landmark Award ein wichtiges Instrument, um die Bedeutung chemischer Forschung und Arbeit in ganz Europa hervorzuheben", erklärte Angela Agostiano, Präsidentin der EuChemS, in ihrem Grußwort. Die EuChemS sieht sich als gemeinsame Stimme aller Chemiker ganz Europas und vertritt die Interessen sowohl der Forschung als auch der chemischen Industrie.

Durch die Auszeichnung werde deutlich, dass wissenschaftlicher Fortschritt nicht nur ein kooperatives Unterfangen, sondern häufig auch auf mehrere Orte verteiltes Unterfangen sei, betonte Gianluca Farinola, Präsident der Italienischen Chemischen Gesellschaft, der Società Chimica Italiana. "Das vermittelt die starke Botschaft, dass wir für eine funktionierende Wissenschaft Frieden benötigen, Respekt und Toleranz", so Farinola.

Sabine Becker, stellvertretende Präsidentin der Gesellschaft Deutscher Chemiker, erklärte, dass Ziegler aus Sicht der GDCh nicht nur ein herausragender Wissenschaftler gewesen sei, sondern auch für die Geschicke der GDCh nach dem Zweiten Weltkrieg eine besonders wichtige Person: Er war der erste Präsident der GDCh, noch heute verleiht die Gesellschaft Preise in seinem Namen.

Zur feierlichen Enthüllung der "Historical Landmark"-Plakette war auch Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz angereist. "Ich bin stolz und froh, dass wir das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim haben", sagte er in einer kurzen Ansprache, insbesondere die Strahlkraft des Instituts über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus seien unglaublich wichtig für die Stadt Mülheim.

Quelle: Max-Planck-Institut für Kohlenforschung