30.04.2018
Medizin und Kosmetik aus der Tabakpflanze
Aufgrund gesundheitsfördernder Eigenschaften wurde die Tabakpflanze als Rohstoff der Zigarettenindustrie bisher nicht gerade auffällig. Doch ausgerechnet auf die Gewinnung von heilsamen Stoffen aus dem Tabakblatt zielt nun ein vierjähriges internationales Forschungsprojekt, das dem Tabakanbau eine Renaissance bescheren könnte. An dem von der EU mit 7,2 Millionen Euro finanzierten Projekt "Newcotiana" sind Einrichtungen aus acht EU-Ländern sowie Australien beteiligt und mit dabei ist auch das KIT.
Es sei heute durchaus im Bereich des Möglichen die Tabakpflanze und einige ihrer wilden Variationen als Biofabriken zu nutzen, erklärt Holger Puchta vom Botanischen Institut des KIT, der sich in seiner Forschung auf den Einsatz von molekularen Scheren zur Genomveränderung bei Pflanzen spezialisiert hat und mit seiner Forschungsgruppe an dem Projekt mitarbeitet: "Unser Ziel ist eine molekulare Landwirtschaft, deren Basis die Tabakpflanze darstellt. Wenn alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, dann können wir zukünftig hochwertige medizinische Substanzen wie Impfstoffe oder Antiphlogistika, aber auch Anti-Aging Produkte einfach vom Feld ernten."
Damit diese Stoffe in der Tabakpflanze produziert werden, sollen eine ganze Reihe von neuen Technologien zum Einsatz kommen, die in der Biotechnologie-Branche unter dem Sammelbegriff New Plant Breeding Techniques (NPBT) zusammengefasst werden. Dabei sollen Methoden etabliert werden, die es ermöglichen, mithilfe der Genschere CRISPR/Cas exakt vorgeplante Veränderung des Tabakgenoms vorzunehmen.
» Interview mit Holger Puchta über die Genschere
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)