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04.07.2024

27.03.2017

Forschung zur Bedeutung von Ionenkanälen ausgezeichnet

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Prof. Thomas J. Jentsch vom Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) ist einer der wenigen Wissenschaftler, der einen zweiten der sehr begehrten ERC Advanced Grants bekommen hat. Jentsch gilt als ein weltweit führender Forscher auf dem Gebiet der Ionenkanäle. Diese Kanäle befinden sich in der Membran von Zellen und erlauben es etwa Kalium- oder Chlorid-Ionen selektiv in die Zelle einzudringen oder sie zu verlassen. Jentsch arbeitet nicht nur daran, die Gene und die Bausteine solcher Kanäle zu identifizieren. Er charakterisiert sie auch biophysikalisch und strukturell und analysiert ihre Rolle im gesunden Organismus sowie bei einer Reihe von auch Menschen betreffenden Krankheiten.

Im nun geförderten ERC-Projekt wird Jentsch die Bedeutung des erst vor wenigen Jahren von seiner Gruppe molekular identifizierten VRAC-Kanals für den Körper genauer untersuchen. Dass VRAC nicht nur das Volumen der Zelle reguliert, sondern auch einige Signalmoleküle und Medikamente transportiert, hatte die Gruppe bereits ermittelt. Doch die Aufgaben des Kanals in gesunden und kranken Geweben sind vermutlich deutlich vielfältiger. Jentsch und seine Kollegen wollen daher die durch VRAC vermittelten Signalübertragungsprozesse und den Transport von Molekülen über verschiedene Epithelschichten im Detail analysieren und bisher unbekannte Funktionen des Kanals aufklären.

Des weiteren will Jentsch die Gene und Zusammensetzung zweier weiterer Chlorid-Ionen-Kanäle identifizieren, die wichtige Funktionen im Körper übernehmen. Wissenschaftler kennen diese Kanäle seit mehr als zehn Jahren aus Messungen an Zellen und Geweben. Niemand weiß jedoch, aus welchen Proteinen sie aufgebaut sind. Jentsch möchte diese Proteine nun identifizieren, indem er etwa 20.000 menschliche Gene einzeln im Hochdurchsatzverfahren untersucht - ein risikoreiches, aber potenziell höchst lohnendes Unterfangen. "Sobald die Proteine identifiziert sind, können wir ihre biologischen Aufgaben definieren", sagt Jentsch. "Das könnte zu vielen unerwarteten Entdeckungen führen."

Quelle: Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP)