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30.06.2024

09.09.2008

Gewässerbelastung durch Arzneimittel: Messbare Konzentrationen bei hohem kommunalen Abwasseranteil

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"In Gewässern mit einem hohen Eintrag an kommunalen Abwässern werden messbare Konzentrationen an Arzneimitteln erreicht", sagte Thomas Schmid, Präsident des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG).

Dies sei das Ergebnis eines laufenden Messprogramms zur Arzneimittelbelastung in hessischen Fließgewässern. Schon kleine Mengen einzelner Arzneimittel könnten ökotoxikologisch wirksam sein. So könne beispielsweise das häufig verabreichte Rheumamittel Diclofenac zu Nierenschäden bei Fischen führen. Einen rechtsverbindlichen Grenzwert für diesen Stoff gäbe es allerdings bisher nicht. Wie sich Arzneistoffe im Lebensraum Wasser auf aquatische Organismen auswirken, sei bisher auch noch nicht oder nur wissenschaftlich unzureichend untersucht.

In die Umwelt gelangten die Stoffe durch natürliche Ausscheidungen oder durch unsachgemäße Entsorgung. "Da viele Medikamente aus medizinischen Gründen unverzichtbar und umweltverträglichere Alternativstoffe nicht verfügbar sind, lässt sich ein Eintrag dieser Stoffe in die Umwelt zur Zeit nicht vermeiden", sagte Schmid. "Daher", betonte er, "gibt es im wesentlichen drei Handlungsoptionen: Die Pharmaindustrie muss die Umweltauswirkungen neuer Arzneimittel untersuchen und berücksichtigen, die Verbraucher müssen sich um eine sachgerechte Altmedikamenten-Entsorgung bemühen und es müssen ergänzende Strategien gesucht und mit dem Ziel erprobt werden, Arzneimittel-Wirkstoffe im Zuge der Abwasserreinigung in den Kläranlagen zu beseitigen".

Das Monitoringprogramm werde in diesem und im nächsten Jahr fortgesetzt und Ende 2009 vorläufig abgeschlossen. 12 Arzneimittelwirkstoffe wurden und werden dabei an den Gewässermessstellen bestimmt: Carbamazepin, Metoprolol, Phenazon, Propranolol, Sulfamethaxazol, Trimethoprim, Bezafibrat, Clofibrinsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Ketoprofen und Naproxen.

Die Ergebnisse der Arzneimittel-Wirkstoffuntersuchungen 2007 sind getrennt nach den Messstellen in Nord- und Südhessen tabellarisch zusammengefasst im Internet abrufbar (s.u.). Unter dieser Adresse gibt es auch eine Karte, der die Lage der Messstellen und die Summe der Mittelwerte der 12 Arzneimittel-Wirkstoffkonzentrationen 2007 zu entnehmen sind.

Quelle: Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG)