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02.07.2024

02.06.2008

Wissenschaftler entiwckeln neue Nachweisverfahren für Gendoping - Erstmals Mäuse auf dem Mount Everest

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Am heutigen Tag bricht ein Forscherteam der Universität Pennsylvania dazu auf, Everest-Geschichte zu schreiben: Die Wissenschaftler wollen erstmals lebende Mäuse auf das "Dach der Welt" bringen. Mit diesem innovativen Forschungsprojekt im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele will das Team die Entwicklung neuartiger molekularer Testverfahren für den Nachweis von Leistungsmanipulationen auf Gen-Ebene ermöglichen. Unterstützt wird das Projekt von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und dem Molekulardiagnostik-Unternehmen QIAGEN. Im Rahmen der Expedition wollen die Forscher Blut- und Gewebeproben der Mäuse untersuchen und damit eine molekulare Signatur für höhenbedingten Sauerstoffmangel erstellen. Darauf basierende Tests ermöglichen einen Vergleich zwischen natürlichen und durch Gendoping künstlich beeinflussten molekularen Signaturen. Gendoping steht bereits seit 2003 auf der Verbotsliste der WADA, die Überführung molekulargedopter Athleten aber ist bis zum heutigen Tag nicht möglich. Entsprechend halten Experten Gendoping für eines der dringendsten Probleme im modernen Sport.

Konkret sucht das Forscherteam um Prof. Dr. Tejvir S. Khurana und Dr. Gabriel Willmann nach Genen, die in sauerstoffarmer Umgebung aktiv sind und so die Anpassung des Organismus an die veränderten Umweltbedingungen erlauben. Grundsätzlich hat Sauerstoffmangel eine leistungsfördernde Funktion, indem er die Bildung von Erythropoetin (EPO) anregt - eines natürlichen Hormons, das die Produktion roter Blutkörperchen steigert. Künstlich zugeführt, lässt sich EPO inzwischen leicht nachweisen. Wird jedoch die Aktivität von Genen so beeinflusst, dass der Körper ohne echten Sauerstoffmangel verstärkt "eigenes" EPO und somit vermehrt rote Blutkörperchen bildet, versagen die Methoden der Anti-Doping-Kämpfer - bislang zumindest. Dieses Problem wollen die Forscher nun lösen, indem sie Biomarker für einen Test identifizieren, der zwischen einem natürlichen und künstlich durch Gendoping herbeigeführtem Aktivierungszustand der Gene unterscheiden kann.

"Wir sind sehr aufgeregt, nun da der Angriff auf den Gipfel endlich beginnen kann. Aus der wissenschaftlichen Perspektive wird die Extraktion der Proben von den Mäusen unter diesen extremen Bedingungen sicherlich eine der größten Herausforderungen darstellen", sagte Dr. Gabriel Willmann, einer der Initiatoren des Projekts. "Die Zusammenarbeit mit QIAGEN als dem weltweit führenden Anbieter von molekularen Proben- und Testtechnologien hilft uns bei der erfolgreichen Sammlung, Verarbeitung und Analyse der Proben entscheidend weiter. Entsprechend sind wir sehr zuversichtlich, schon bald nach unserer Rückkehr erste Ergebnisse präsentieren zu können."

Nach Auffassung von Peer Schatz, Vorstandsvorsitzender von QIAGEN, zeigt das Beispiel, wie die Molekularbiologie in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens zur Lösung dringender Probleme beiträgt: "Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Universität Pennsylvania im Rahmen dieses spannenden Projekts, bei dem unsere Probenvorbereitungs- und Testtechnologien unter härtesten Bedingungen zur Entwicklung neuer Nachweisverfahren eingesetzt werden. Auch sind wir stolz darauf, einen Beitrag zu dem wichtigen Ziel des Teams zu leisten, Anti-Doping-Kontrollen effektiver zu gestalten."

Neben Nachweismethoden zur Überführung von Dopingsündern erhoffen sich die Forscher auch neue Erkenntnisse zur Behandlung von Muskeldystrophie. Die genetisch bedingte Erkrankung tritt zwar vergleichsweise selten auf, ist bislang allerdings unheilbar und geht mit einer stark verringerten Lebenserwartung einher. Da die Krankheit auch die Atemmuskulatur betrifft, leiden Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung an Sauerstoffunterversorgung, die mit dem Effekt eines Aufenthalts in extremer Höhe vergleichbar ist.

Quelle: QIAGEN GmbH