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30.06.2024

24.07.2007

Quallen-Fluoreszenz spürt Krebszellen auf

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Wissenschaftler des Nationalen Forschungsrates CNR und der National Enterprise for nanoScience and nanoTechnologies an der Scuola Normale Superiore in Pisa haben ein in Tiefseequallen enthaltenes Protein entdeckt, das als Kontrastmittel zur Aufspürung von Krebszellen und deren Abtötung dienen könnte.

Gegenstand der Untersuchung war die Tiefseequalle Aequorea Victoria, die vor der nordamerikanischen Pazifikküste vorkommt. Die Fluoreszenzeigenschaften der Qualle könnte in Zukunft als biokompatibler Detektor genutzt werden. "Im Gegensatz zu den meisten Proteinen behält dieses Eiweiß seine Funktionstüchtigkeit auch in anderen Lebewesen, ohne auf aus dem Spenderorganismus stammende Molekül angewiesen zu sein", erklärt Fabio Beltram. Hinzu komme die Tatsache, dass das Eiweiß neben der Fluoreszenz auch mit neuen, zusätzlichen Eigenschaften ausgestattet werden kann. "Dazu gehört insbesondere die Fähigkeit, auf organische oder chemische Stimulanzen in Form von Farbveränderungen zu reagieren."

"Die manipulierten Proteine werden so von einfachen Fluoreszenzkörpern zu komplexen Sensoren, die Signale ausstrahlen und differenziert auf ihre Umgebung reagieren. Das Erbgut der Qualle kann mit weiterer DNA angereichert werden, deren Funktion es ist, ein spezifisches Protein aufzuspüren. Mit diesem verbindet sich das Sensor-Protein und löst eine Veränderung von dessen Form oder Farbe aus, ohne dabei schädliche Auswirkungen auf den Organismus zu haben." Versuche für die diagnostische Anwendung beim Menschen laufen bereits.

Die Erwartungen der Wissenschaftler gehen jedoch weit über die Diagnostik hinaus. Ein großes Potenzial ist auch an Therapieanwendungen geknüpft, so Beltram. Zu diesem Zweck werden Sensor-Proteine getestet, die eine so genannte "pro-pharmakologische" Rolle haben und erst bei spezifischen Impulsen wie beispielsweise dem Kontakt mit mutierten Proteinen eine Heilfunktion ausüben. Diese noch in den Kinderschuhen steckende "Nanomedizin", so die Hoffung des Forscherteams, könnte in einem augenscheinlich gesunden Körper frühzeitig Krebszellen aufspüren und zerstören, ohne auf invasive Eingriffe angewiesen zu sein.

Quelle: pte.at