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04.07.2024

10.04.2006

Leipziger Wissenschaftspreis für bahnbrechende Arbeiten zur NMR-Spektroskopie

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Der Physiker Jürgen Haase vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden erhält den Leipziger Wissenschaftspreis 2006.

Mit dem Preis werden seine bahnbrechenden Entwicklungen auf dem Gebiet der Kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (NMR) gewürdigt. Der Preis gilt auch den enormen Impulsen, die von seinen Forschungen auf die Entwicklung der Festkörperphysik an der Universität Leipzig ausgehen und die das Ansehen der Stadt Leipzig als einer Stadt der Wissenschaften nachhaltig stärken.

Schon in seiner Dissertation hat Jürgen Haase eine Methode von Richard R. Ernst, Chemie-Nobelpreisträger, kritisch erweitert. In Leipzig hat er dann an Zeolithen und Funktionskeramiken die "Two-Pulse Free Induction Decay" Methode entwickelt, die ein Vorgänger der später populären Mehrquanten-NMR war.

In St. Louis entwickelte er seine Ideen des Populationstransfers bei Quadrupolkernen zu einer Methode, die heute in der physikalischen Chemie sehr oft angewandt wird. Bei Slichter entwickelte er nach 1996 dazu noch einen neuartigen NMR-Probekopf, mit dem bis dahin nicht mögliche Doppelresonanz-Experimente durchführbar wurden.

Seine bisher sensationellste Leistung ist aber die von ihm seit 2003 und bis heute weltweit einmalig betriebene NMR in gepulsten hohen Magnetfeldern. Hier gelang ihm 2005, die NMR bei 2,4 GHz bei ca. 60 Tesla durchzuführen, einem bis vor kurzem unvorstellbarem Frequenz- und Magnetfeldbereich. Damit ist Jürgen Haase gegenwärtig weltweit gefragter Experte der gesamten NMR-Gemeinschaft. Seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen werden u.a. von den Pionieren der NMR, Charles Slichter und Michael Mehring, oder vom Entdecker der Hochtemperatur-Supraleitung, Nobelpreisträger K. Alex Müller, gewürdigt.

Atomkerne spüren die Eigenschaften des sie umgebenden Stoffes. Die Methoden der Magnetischen Kernresonanz nutzen Atomkerne deshalb erfolgreich als Spione bei der Aufklärung von Strukturen und Prozessen in Mensch und Natur. Die Kunst dieser Analyse, die an der Universität Leipzig lange Tradition besitzt, hat Jürgen Haase dort erlernt und sich später an international führenden Labors darin vertieft.

Seine Beiträge umfassen methodisch-theoretische wie auch experimentelle Aspekte der Magnetischen Kernresonanz sowie zahlreiche Anwendungen. Besonders zu erwähnen sind seine bahnbrechenden Arbeiten zur Untersuchung komplexer Festkörper, z.B. der Hochtemperatur-Supraleiter, sowie die Entwicklung der Höchstfeld-Kernresonanz, die ungeahnte Applikationen in vielen Bereichen der Gesellschaft verspricht.

Quelle: idw / Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW)