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30.06.2024

28.02.2005

Neuer Analysenparameter zur Abschätzung von entzündlichen Prozessen in der Mundhöhle

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Für entzündliche Prozesse in der Mundhöhle mit möglicherweise toxischen Implikationen, insbesondere an Zahnherden, existiert eine biochemische Basis: Durch bakterielle Zersetzung der Aminosäuren von Eiweißstoffen entstehen neben vielen anderen Substanzen auch sogenannte Polyamine. Während der Mundgeruch wohl überwiegend durch leichtflüchtige Schwefelverbindungen entsteht, die nur in der Gasphase analysiert werden können, sind zwei dieser Amine, das 1,4-Butandiamin (Putrescin) und das 1,5-Pentandiamin (Cadaverin), als Leitsubstanzen (biogene Amine) von besonderer Bedeutung. Cadaverin, zuweilen auch als Leichengift bezeichnet, ist ein Abbauprodukt von Lysin; Putrescin, auch als Eitergift bezeichnet, ist ein Abbauprodukt von Ornithin. Putrescin ist aber andererseits wiederum ein Vorläufer für andere Polyamine, die eine physiologische Funktion im DNS-Stoffwechsel und bei der Zellteilung ausüben. Beide Substanzen sind blutdruckwirksam und in höheren Konzentrationen toxisch. Ab sofort lassen sich nun Putrescin und Cadaverin aus Speichel mit einer neuen GC/MS-Analysenmethode in unserem Labor quantifizieren.

Inzwischen wurde auch nachgewiesen, dass Zähneputzen die Konzentrationen der Amine im Speichel (etwa um einen Faktor 4) senkt, sofern nicht ein permanenter Zahnherd da ist. Natürlich ist in unserem Labor auch weiterhin die Möglichkeit gegeben, Erreger direkt nachzuweisen und Empfehlungen für eine antibiotische Therapie zu geben. Die Bestimmung von Putrescin und Cadaverin unterstützt diesen Ansatz aber sinnvoll, gerade wenn versteckte entzündliche Vorgänge am Zahnfleisch und an Zahnwurzeln frühzeitig erkannt werden sollen, bevor deutliche Beschwerden auftreten. Gleichzeitig kann die Analyse zur Beurteilung der allgemeinen Mundhygiene herangezogen werden und deutlich psychologisch-demonstrativen Charakter bekommen. Inwieweit ein Zusammenhang mit der Metall-Debatte besteht, muss die Zukunft zeigen; die höhere Häufigkeit von Gingivitiden nach Metall-Implantation weist aber in diese Richtung.

Quelle: Dr. Schiwara & Partner