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30.06.2024

10.05.2005

Schadstoffbelastungen in Museen durch Biozide

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Exponate aus organischen Materialien können leicht von Insekten befallen oder von Mikroorganismen zersetzt werden. Zum Schutz vor diesen Angriffen wurden lange Zeit Biozide eingesetzt. Mitarbeiter von Museen können die damit verbundenen Gefahren oft nur schlecht einschätzen.

Die Vielfalt der Schädlinge, die museale Sammlungen angreifen können, ist groß. Ihre Ausbreitung richtet sich nach dem Nährstoffangebot und den Umgebungsbedingungen - vor allem der Temperatur, Luft- und Materialfeuchte. Betroffen sind primär Objekte aus organischen Materialien wie Holz, Textilien, Federn und Fell, aber auch andere Keratin haltige Materialien wie Wolle. Um einem Befall mit Insekten und Mikroorganismen vorzubeugen oder ihre Verbreitung zu behindern, setzten Präparatoren und Restauratoren in den vergangenen Jahrzehnten Produkte ein, deren Wirkstoffe heute wegen ihrer Toxizität verboten sind. Beispiele dafür sind chlororganische Substanzen wie PCP, Lindan oder DDT sowie anorganische Verbindungen von Quecksilber und Arsen. Ohne Licht und Feuchte bauen sich die organischen Fungi- und Insektizide in den Sammlungen kaum ab - vielmehr verdampfen sie langsam oder gelangen als Staub in die Museumsräume.

Die Belastung der einzelnen Exponate ist in der Regel unbekannt, weil ihre große Anzahl keine aufwendigen Einzelanalysen zulässt. Daher messen Forscher im Projekt "Schadstoffbelastungen in Museen", das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird, die Qualität der Luft und analysieren sedimentierte Stäube. Kooperationspartner des Vorhabens sind die Fachhochschule Braunschweig / Wolfenbüttel und das Niedersächsische Landesmuseum Hannover. "Nach unseren umfangreichen Untersuchungen in den Museumsräumen können wir zumindest für die Besucher Entwarnung geben", resümiert Tunga Salthammer, Leiter des Fachbereichs Materialanalytik und Innenluftchemie am Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut WKI. "Für sie ist der recht kurze Aufenthalt unbedenklich - schon deshalb, weil sie die Exponate gar nicht berühren dürfen." Ganz anders ist die Lage allerdings bei Präparatoren und Restauratoren, die bei ihrer Arbeit in unmittelbarem Kontakt zum Sammlungsgut stehen.

Wichtige Maßnahmen, die die Projektpartner derzeit in einem Leitfaden zusammenfassen, sind: Das Tragen von Einweghandschuhen, Schutzkleidung und Staubmasken, aber auch konsequentes Duschen und Wechseln der Kleider nach der Arbeit an Objekten. Wo ein Verdacht auf Kontamination besteht, sind Mitarbeiter gezielt im Umgang mit dem Sammlungsgut zu schulen. Zudem sollten sie regelmäßig medizinisch überwacht werden. Werden entsprechende Maßnahmen umgesetzt, ist die enge Zusammenarbeit von Fachleuten verschiedener Disziplinen unumgänglich. Die Mitarbeiter sollten stets daran beteiligt und gut über die Hintergründe informiert werden.

Quelle: idw / Fraunhofer-Gesellschaft