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07.12.2024

23.06.2003

Wissenschaftler warnen weiter vor Acrylamid


Im Gegensatz zu jüngsten Medienberichten gibt es in Sachen Acrylamid keinen Grund zur Entwarnung. Der Stoff löst nachgewiesenermaßen bei Tieren Krebs aus und ist als für den Menschen wahrscheinlich krebserzeugend eingestuft worden. Es wird daher weiterhin empfohlen, möglichst wenig Acrylamid mit der normalen Ernährung aufzunehmen. Verglichen mit anderen krebsauslösenden Substanzen in Lebensmitteln ist der Abstand zwischen den Dosen, die im Tierversuch Krebs erzeugen und den Dosen, die der Mensch mit der Nahrung zu sich nimmt, gering. Das betonen Professor Dr. Edgar Schömig und Professor Dr. Uwe Fuhr, beide vom Institut für Pharmakologie der Universität Köln, sowie Professor Dr. Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürn-berg Heroldsberg. Sie wenden sich damit ausdrücklich gegen wissenschaftlich nicht belegte und schlecht recherchierte Medienberichte, die den Eindruck erwecken, Acrylamid in Lebensmitteln sei ungefährlich.

Die drei Wissenschaftler untersuchen gegenwärtig das Ausmaß der Aufnahme von Acrylamid aus Nahrungsmitteln und führen dazu eine unabhängig finanzierte klinische Studie durch. Erste Ergebnisse über die Entstehung des schädlichen Stoffes bei der Erhitzung von Nahrungsmitteln liegen bereits vor und wurden in einer international anerkannten Zeitschrift publiziert. Hier konnte auch gezeigt werden, dass Acrylamid in die Muttermilch übertritt. Ziel der aktuellen Untersuchungen ist es, die Zusammenhänge zu erforschen, die der krebserzeugenden Wirkung von Acrylamid zugrunde liegen. Darauf aufbauend soll dann genauer abgeschätzt werden, wie sehr die Menschen von dieser schädlichen Wirkung des Stoffes betroffen sind und welche Vorsichtmaßnahmen sie treffen müssen, um Risiken zu vermeiden. "Noch ist die Wissenschaft nicht so weit, um das tatsächliche Ausmaß der Gefährdung des Menschen beziffern zu können. Es ist nach wie vor unklar, wie die tierexperimentellen Ergebnisse auf den Menschen zu übertragen sind", erläutern die beiden Kölner Pharmakologen Schömig und Fuhr.

Nach einer Abschätzung der obersten schwedischen Lebensmittelbehörde ist in Deutschland Jahr für Jahr mit bis zu 8000 durch Acrylamid ausgelösten Krebserkrankungen zu rechnen. Diese Zahl liegt in der Größenordnung der jährlich bei uns zu beklagenden Verkehrstoten. "Acrylamid kommt in einer Vielzahl industriell hergestellter Lebensmittel vor, entsteht aber auch bei der häuslichen Nahrungszubereitung. Die Verringerung der nahrungsbedingten Acrylamidaufnahme ist auf jeden Fall sinnvoll. Voraussetzung dafür ist die umfassende Information der Bevölkerung, die keinesfalls als Panikmache abgetan werden darf", erklärt Professor Dr. Sörgel.

Quelle: idw / Universität Köln