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05.12.2024

25.01.2018

Erhöhte Ruthenium-Werte in Teilen Europas aufklären


Mitarbeiter des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) unterstützen das Nuclear Safety Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften (IBRAE) bei der Aufklärung erhöhter Ruthenium-106-Werte, welche Ende September 2017 in weiten Teilen Europas gemessen wurden. In den nächsten Wochen und Monaten soll eine internationale Untersuchungskommission herausfinden, was die Ursache gewesen ist. Hierfür sollen vorhandene Umweltmessdaten und Ausbreitungsberechnungen überprüft und - wenn nötig - weitere Untersuchungen angestellt werden. Der Kommission gehören renommierte Wissenschaftler im Bereich des Strahlenschutzes an, darunter auch zwei Mitarbeiter des BfS.

Bereits Anfang Oktober hatte das BfS über erhöhte Ruthenium-106-Messungen in Deutschland informiert und wurde daraufhin von den russischen Kollegen eingeladen, an der Aufklärung des Sachverhalts mitzuwirken. "Es ist eine besondere Anerkennung der Arbeit des Bundesamts für Strahlenschutz, dass unsere Experten zur Aufklärung der erhöhten Ruthenium-Werte beitragen sollen", betonte die Präsidentin des BfS, Inge Paulini. "Tatsache ist, dass in Deutschland zu keinem Zeitpunkt ein gesundheitliches Risiko für die Bevölkerung bestand. Dennoch haben wir ein hohes Interesse daran, die Herkunft des Rutheniums zu erfahren."

BfS will Expertise zur Verfügung stellen

Das BfS wird in der Kommission vertreten durch Florian Gering, den Leiter des Fachgebiets "Radiologisches Lagebild" des BfS sowie Thomas Hamburger. "Ziel ist es, den russischen Kollegen Expertise zur Verfügung zu stellen, die das BfS bereits bei der Eingrenzung des Ursprungsortes unter Beweis gestellt hat. Darüber hinaus verfügt das BfS über Messtechnik, die zur Aufklärung vor Ort eingesetzt werden könnte", erläuterte Gering. Dazu könnten unter anderem spezielle Messgeräte gehören, mit denen vom Hubschrauber aus genauere Angaben zur möglichen Kontamination in bestimmten Gebieten gemacht werden können. Der Einsatz solcher Flüge zur Messung von am Boden abgelagerter radioaktiver Stoffe wird in Zusammenarbeit von BfS und der Bundespolizei regelmäßig trainiert.

Ende September 2017 wurden an verschiedenen Spurenmessstellen in Europa leicht erhöhte Radioaktivitätswerte in der Luft nachgewiesen. An insgesamt sieben Stationen in Deutschland sowie an zahlreichen Stationen in anderen europäischen Ländern (unter anderem in Österreich und Italien) wurden geringe Mengen an Ruthenium-106 gemessen. Die Konzentration des radioaktiven Stoffs in Deutschland lag in einem sehr niedrigen Bereich zwischen wenigen Mikrobecquerel und wenigen Millibecquerel pro Kubikmeter.

Berechnungen des BfS zur Ausbreitung von radioaktiven Stoffen in der Atmosphäre deuteten auf einen Ursprung im südlichen Ural hin, auch ein Ursprungsort im südlichen Russland konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden. Daten des russischen Wetterdienstes Roshydromet von Ende November legen jedoch nahe, dass Gebiete westlich und südlich des Urals aufgrund der zu dieser Zeit vorherrschenden Windrichtung nicht in Frage kommen. Die französische Strahlenschutzbehörde IRSN (Institut de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire) kam nach einem fachlichen Austausch mit dem BfS zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Da ausschließlich Ruthenium-106 nachgewiesen wurde, kann ein Unfall in einem Kernkraftwerk als Ursache ausgeschlossen werden.

Hintergrundinformation zu Ruthenium-106

Ruthenium-106 ist ein Beta-Strahler, das entstehende Tochternuklid Rh-106 (Rhodium-106) ist sehr kurzlebig und ist ein Gamma-Strahler, so dass bei dem Zerfall von Ruthenium-106 immer Beta- und Gammastrahlen gemeinsam auftreten. Ruthenium-106 hat eine Halbwertszeit von etwas mehr als einem Jahr (372 Tage). Ruthenium-106 ist ein Spaltprodukt, welches bei der Spaltung von Uran in einem Kernkraftwerk entsteht.

Ruthenium-106 wird unter anderem als Strahlenquelle für die Krebstherapie zur Behandlung von Tumoren am Auge eingesetzt. Außerdem wird Ruthenium-106 selten in sogenannten "Radioisotope thermoelectric generators" (RTG) verwendet, die der Stromversorgung von Satelliten dienen. Auch bei der Wiederaufarbeitung von nuklearen Brennelementen kann Ruthenium auftreten.

Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)