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04.07.2024

12.11.2012

Neue Forschungsansätze in der Abwasserreinigung

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Die BfG forscht nun auch an der Kläranlage in Koblenz-Wallersheim. Dazu wurde am 29.10.2012 eine Pilotanlage in Betrieb genommen. In einem von der EU geförderten Exzellenzprojekt untersucht die BfG mit ihren Kooperationspartnern Konzepte zur Optimierung der biologischen Abwasserreinigung.

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde erforscht in Kooperation mit der Schweizer Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) und der Universität Frankfurt innovative technologische Konzepte zur Optimierung der biologischen Abwasserreinigung. Namentlich stehen dafür in der BfG Prof. Dr. Thomas Ternes (Gewässerchemie), in der Eawag Prof. Dr. Adriano Joss (Ingenieurwissenschaften) und an der Uni Frankfurt Prof. Dr. Jörg Oehlmann (Ökotoxikologie).

In Zusammenarbeit mit der Stadtentwässerung, Eigenbetrieb der Stadt Koblenz, wurde eine Pilotanlage entwickelt und im Klärwerk Wallersheim aufgebaut, die in sechs Reaktoren unterschiedlich zusammengesetzte Abwassermixturen untersucht. Es handelt sich dabei um modernste "Minikläranlagen", die sensibel beobachtet und gesteuert werden können.

In der praktischen Erprobung soll ein besseres Verständnis des mikrobiellen Abbaus organischer Schadstoffe (z. B. aus Antibiotika, Schmerzmitteln, Bioziden) gewonnen werden. Dabei kommen auch modernste umweltanalytische Techniken der BfG-Labore (u. a. hochauflösende Massenspektrometrie) zum Einsatz.

Die heutige biologische Abwasserreinigung ist primär darauf ausgerichtet, den Nährstoffeintrag (Phosphor, Stickstoff und leichtabbaubare organische Substanzen) in die Gewässer soweit zu minimieren, dass deren Eutrophierung verhindert wird. Daher werden viele polare organische Verbindungen nicht oder nur unvollständig entfernt. Dies hat zur Folge, dass einige dieser Substanzen, wie z.B. das Schmerzmittel Diclofenac oder das Biozid Irgarol, in Konzentrationen in unsere Oberflächengewässer gelangen, die negative Wirkungen auf aquatische Organismen erwarten lassen.

Koordinator des Projekts ist Dr. Arne Wick, für den Betrieb der Versuchsanlage ist Sandro Castronovo verantwortlich (beide BfG). Darüber hinaus sind vier Doktoranden in das Projekt involviert.

Die während des Projektes angewendeten rein biologischen Verfahren sollen den Eintrag von Schadstoffen vermindern, auch in die Bundeswasserstraßen. Zudem könnte das Vorhaben dazu beitragen, die Kosten der Klärtechnik und der Gewässerunterhaltung deutlich zu vermindern und vertiefte Erkenntnisse auch der Transportprozesse im Gewässer zu gewinnen.

Quelle: Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG)