26.08.2008
Neues Sepsis-Forschungszentrum erhält zusätzlich 2,5 Millionen Euro Fördermittel für Laborgeräte
Das gemeinsam von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Hans-Knöll-Institut aufzubauende Zentrum für integrierte Sepsisforschung "Septomics" erhält vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2,5 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel für strategische Investitionen. Sie sind bestimmt für modernste zell- und molekularbiologische Laborgeräte und eine automatisierte Probenbank. Das Zentrum für Innovationskompetenz "Septomics" wird im Rahmen des BMBF-Programms "Unternehmen Region" gefördert; Ziel des Zentrums ist die Entwicklung neuer Diagnose- und Therapieverfahren für die Sepsis.
Die Sepsis ist eine landläufig als Blutvergiftung bezeichnete schwere Infektion des Menschen. Sie wird durch Bakterien oder Pilze ausgelöst und führt heute in mehr als der Hälfte der Fälle zum Tode. Gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Jenaer Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut - wollen Intensivmediziner und Mikrobiologen des Jenaer Universitätsklinikums sowohl die Erreger der Sepsis als auch die Reaktion des Patienten untersuchen. "Ein wesentliches Arbeitsmittel dabei wird die Biobank sein, ein Kühlsystem, in der wir Proben von Sepsis- oder Infektionserregern sowie Serum, Blut- und Gewebematerial von Patienten automatisiert und ohne Qualitätsverlust über Jahre aufbewahren können", sagt Prof. Dr. Konrad Reinhart, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. Die Proben werden benötigt, um Infektionsmodelle aufzubauen und zu testen.
Zur Biobank gehört aber nicht nur die Tiefkühllagerung der Proben, sondern auch die Verbindung zu einer Datenbank mit den ausführlich dokumentierten Krankheitsverläufen. "Hier können wir auf Erfahrungen in früheren Probenbankprojekten bauen", so der Sepsis-Experte, "gemeinsam mit dem Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik und der SIRS-Lab GmbH haben wir bereits Proben und Daten von über 1000 Sepsis-Patienten gesammelt, das wird der Grundstock der Septomics-Biobank sein."
Neben dem Biobank-System umfasst das Investitionspaket hochspezialisierte Geräte zur Probenaufarbeitung und -auswertung. So bietet ein Mikrodissektions-Arbeitsplatz die Möglichkeit, einzelne Zellen oder Zellgruppen aus Gewebeproben zu entnehmen. Durch die Analyse der darin enthaltenen Nukleinsäuren oder Proteine erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse zu den molekularen Vorgängen während einer Sepsis.
Ergänzt wird das System durch zwei Microarray-Plattformen, mit denen eine automatisierte Hochdurchsatz-Analyse von DNA und RNA-Molekülen möglich wird. Auf diese Weise sollen Gene identifiziert werden, die am Verlauf und an der Abwehr einer Sepsis beteiligt sind. "Durch intelligente Verknüpfung der heute verfügbaren Technologien nähern wir uns immer weiter dem Verständnis der molekularen Vorgänge während einer solch dramatisch verlaufenden Infektion", meint Prof. Bernhard Hube, Abteilungsleiter am Hans-Knöll-Institut. Er beschäftigt sich vor allem mit Candida albicans, einem Hefepilz, der zu den gefährlichsten Sepsiserregern zählt.
Das Septomics-Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz bei der Erforschung der Sepsis. Zwei Nachwuchsgruppen werden in enger Kooperation mit der Universität, dem Klinikum und dem Hans-Knöll-Institut mit modernster technischer Ausstattung bisher ungelöste Probleme der Sepsis bearbeiten. Sie verfolgen das ehrgeizige Ziel, bereits in wenigen Jahren die Möglichkeiten einer schnellen und spezifischen Diagnose deutlich zu verbessern und neue Wege in der Therapie zu eröffnen.
Quelle: Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie Hans-Knöll-Institut (HKI)