11.01.2024
Transmission mit einer Digitalkamera messen
Dr. Bernd Neumann
Um die Lichtdurchlässigkeit bzw. den Transmissionsgrad von transparenten (klaren) oder auch transluzenten (trüben) Materialien wie z.B. Folien oder Gläser zu bestimmen, werden in der Regel optische Geräte wie UV/VIS-Spektrometer verwendet.
Hierbei wird die zu messende Probe einem Lichtstrahl ausgesetzt, der diese durchdringt. Der Lichtstrahl, der die Probe passiert hat, trifft mehr oder weniger abgeschwächt auf den Detektor des Spektrometers (Abbildung 1).
Aus dem Verhältnis der die Probe durchdringenden Intensität IT zu dem der eingestrahlten I0, ergibt sich die Transmission
als Relativgröße mit Werten von 0-1 oder in Prozentzahlen von 0-100%.
- Abb.1: Schemazeichnung zur Transmissions-
messung mit einem Spektrometer
Im Prinzip kann auch eine Digitalkamera die Lichtdurchlässigkeit transparenter bzw. transluzenter Materialien messen. Allerdings verfügt die Kamera nicht über ein dispersives Element, deshalb wird eine mittlere Durchlässigkeit im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichts von ca. 400-700 nm erhalten. Dieser Bereich wird durch einen vor dem Bildsensor verbauten Sperrfilter bedingt, der sowohl den UV-Anteil unterhalb von 400 nm als auch den NIR-Anteil oberhalb von ca. 700 nm blockiert [1]. Abbildung 2 zeigt ein typisches Transmissionsspektrum eines Sperrfilters.
- Abb.2: Transmissionsspektrum eines
typischen Sperrfilters [1]
Digitalkameras sind weit verbreitet und - abhängig von deren Ausführung - meist deutlich preiswerter als UV/VIS-Spektralfotometer für analytische Anwendungen. Von daher bieten sich diese Kameras als didaktisch wertvolle Hilfsmittel für den Schulunterricht oder auch für Experimentalvorlesungen an Hochschulen an, um elementare Grundkenntnisse der optischen Spektroskopie zu vermitteln.
- Abb.3: Schemazeichnung zur Transmissions-
messung mit einer Digitalkamera.
Messung mit der Digitalkamera
messung mit einer Digitalkamera.
Die verwendete Digitalkamera wurde im manuellen Modus betrieben. Hierzu wurde jeweils eine feste Verschlusszeit gewählt und eine ISO-Einstellung von 200. Die Blendenzahl wurde ebenfalls manuell auf einen festen Wert innerhalb einer Messreihe eingestellt. Als Belichtungsmessung wurde die mittenbetonte Integralmessung gewählt.
Um direkt Helligkeitswerte zu erhalten, wurde eine schwarz-weiß Filmsimulation eingestellt. Für die Messungen wurde die Kamera fest auf einem Stativ fixiert und auf einen bewölkten Himmelsausschnitt gerichtet, um eine möglichst "weiße Lichtquelle" zu erhalten. Als Weißabgleich wurde die Einstellung bewölkt gewählt. Der Ausschnitt wurde fotografiert und im Anschluss daran durch eine vor das Objektiv gehaltene bzw. geschraubte Probe (Abbildung 3) erneut fotografiert.
Hierbei wurde beachtet, dass die jeweilige Blendeneinstellung so erfolgte, dass ohne Probe ein Wert unterhalb der Sättigung von 255 - dem Maximalwert des jeweiligen Farbkanals - erhalten wurde. Da die Helligkeitswerte des Himmels nicht immer als konstant erwartet werden können, wurde vor jeder Messung mit Probe zunächst eine ohne Probe durchgeführt, um eine aktuelle Referenz zu erhalten.
Die Abbildungen 4 a-e zeigen die untersuchten Proben.
Abb.4a-e: 3 mm Glasplatte, Deckel aus Kunststoff, Folie aus Kunststoff, Diffusor aus Butterbrotpapier, Graufilter ND 0.9
Die Transmission errechnet sich zu:
Mit
T: mittlerer Transmissionsgrad in %
I0: Intensität der Lichtquelle
IT: Intensität der Lichtquelle nach Passage durch ein transparentes oder transluzentes Medium
Nach Gleichung 2 erhält man einen integralen Transmissionsgrad, gemittelt über einen Wellenlängenbereich von ca. 400-700 nm.
Abbildung 5 zeigt ein hellgraues, nahezu weißes Bild der primären Lichtquelle bei einer Blendeneinstellung von F7.1 sowie das zugehörige Histogramm mit einem gemitteltem Grauwert von 253,14.
Abb.5: Foto auf den Himmel mit Blendenzahl F7.1 und entsprechendem Histogramm
Abb.6: Foto mit Diffusor mit Blendenzahl F7.1 und entsprechendem Histogramm
Abb.7: Transmissionswerte verschiedener Materialien ermittelt mit einer Digitalkamera
Tab.1: Mittlere Transmissionsgrade und Messfehler der verschiedenen Proben, die mit einer Digitalkamera bestimmt wurden
Vergleich mit einem Spektrometer
- Abb.8: Schemazeichnung einer Transmissions-
messung mit Integrationskugel
Zur Bestimmung der Transmission einer 3 mm-starken Glasplatte wurde ein hochwertiges Spektrometer in Kombination mit einer Integrationskugel verwendet. Die Glasplatte wurde plan vor die Eintrittsöffnung der Kugel gespannt und der rückseitige Reflexionsport der Kugel mit einem Weißstandard verschlossen. Gemessen wurde im Wellenlängenbereich von 300-800 nm, ausgewertet wurde der Bereich von 400-700 nm.
T: mittlerer Transmissionsgrad
I0: Intensität der Lichtquelle
IT: Intensität der Lichtquelle nach Passage durch ein transparentes Medium (hier: Glasplatte)
λ: Wellenlänge
Abb.9: Transmissionskurve einer 3 mm-starken Glasplatte gemessen mit einem Spektrometer in Kombination mit einer Integrationskugel
Tab.2: Vergleich der mittleren Transmissionsgrade im Bereich von 400-700 nm
*) Der Fehler von 1% resultiert aus der Mittelwertbildung, die die Abweichungen der leicht gekrümmten Kurve von einer konstanten horizontalen Linie darstellen.
die sich aus der optischen Dichte errechnet. Für ND 0.9 beträgt diese 0,9. Mit der Digitalkamera wurde ein Wert von T = (17 ± 5) % ermittelt. Hierzu muss gesagt werden, dass viele ND-Filter nicht exakt ihrem nominellen Wert entsprechen. Die Größenordnung des mit der Kamera erhaltenen Transmissionswerts stimmt jedoch gut mit dem nominellen überein. Mit dem Spektrometer in Verbindung mit einer Integrationskugel wurde ein Wert von
für den ND 0.9-Filter gemessen.
Fazit
Es konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe einer Digitalkamera mittlere Transmissionsgrade sowohl transparenter als auch transluzenter Materialien im sichtbaren Wellenlängenbereich von ca. 400-700 nm bestimmt werden können. Im Vergleich zu Messungen mit einem hochwertigen Spektrometer, kombiniert mit Integrationskugel, müssen jedoch Einbußen in der Genauigkeit der Transmissionswerte in Kauf genommen werden.