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29.09.2024

13.02.2007

Elektrische BioChips steuern die Enzymproduktion für Waschmittel

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Für die Entwicklung eines neuartigen BioChips zur Enzymherstellung für die Waschmittelproduktion hat heute ein internationales Kooperationsnetzwerk aus Henkel-Forschern, Mitarbeitern der Firma Sandoz im österreichischen Kundl sowie Wissenschaftlern der Universität Göttingen und den Greifswalder Professoren Thomas Schweder und Michael Hecker den Research/Technology Invention Award 2006 erhalten. Prof. Ulrich Lehner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Henkel KGaA, und Dr. Wolfgang Gawrisch, CTO Forschung/Technologie, zeichneten insgesamt drei Forscherteams mit dem Innovationspreis aus, den das Unternehmen seit 2004 vergibt. Das Unternehmen betreibt eigene Forschung und arbeitet dabei intensiv mit externen wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen.

Die Jury hatte die Projekte hauptsächlich nach ihrem weit reichenden Nutzen und ihrem erfinderischen Charakter beurteilt. Die firmeninterne Auszeichnung von hervorragenden Forschungsergebnissen hat bei Henkel Tradition. Bereits seit 1982 wird jährlich der "Fritz-Henkel-Preis für Innovation" für herausragende neue Verfahren und Produkte verliehen. Greifswalder Wissenschaftler arbeiten seit fast zehn Jahren erfolgreich mit dem Düsseldorfer Großunternehmen in der Industrieforschung zusammen. Inzwischen wurde der mit Greifswalder Hilfe entwickelte Hich-Tech-Chip als Prototyp in Österreich getestet und soll in die industrielle Anwendung überführt werden. "Das praktische Know-how und die eingeworbenen Forschungsgelder kommen unmittelbar dem Universitätsstandort zugute", betonten die Greifswalder Forscher. "Die Industrieforschung wird auch maßgeblich vom Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützt."

Bakterien und Pilze machen die Wäsche blitzsauber

Die hohe Reinigungskraft moderner Waschmittel wäre ohne eine Vielzahl spezieller Inhaltsstoffe undenkbar. Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze erzeugen die leistungsstarken Waschmittelenzyme, die die Wäsche so rein und frisch machen, in hoch komplizierten Verfahren. Um eine möglichst effektive Ausbeute bei der Kultivierung der Mikroorganismen zu erzielen, brauchen die Produktionsstämme wie beispielsweise das industrielle Bakterium "Bacillus licheniformis" optimale Wachstumsbedingungen in den bis zu 100.000 Liter großen Bioreaktoren.

Greifswalder Biotechnologen haben nicht nur mitgeholfen, für den führenden Waschmittelhersteller einen elektrischen BioChip zu entwickeln, mit dem sich die Prozesse in den sterilen Rührkesseln schon während der Enzymherstellung überwachen lassen. "Geraten die über 4.200 Gene des Bakteriums durch ungünstige biochemische Abläufe in Stress- und Hungerzustände, wirkt sich dieses unmittelbar auf die Qualität des Endproduktes aus", erklärte der Biotechnologe Prof. Thomas Schweder. In Kooperation mit den Greifswalder Genomforschern um den Mikrobiologen Prof. Michael Hecker konnten im Vorfeld erstmals die prozesskritischen Gene und deren Aktivitäten identifiziert werden. Durch die molekularbiologische Analyse schon während des laufenden Prozesses können die Biotechnologen sofort steuernd eingreifen und Produktionsschwankungen verhindern. Durch die Anwendung dieser Chips in industriellen Bioprozessen wird zudem eine erhebliche Reduzierung der Produktionskosten für Waschmittelinhaltsstoffe erwartet.

Quelle: idw / Universität Greifswald