09.06.2022
Granatapfel - Die Herkunft macht den Unterschied
Hanna Dias, Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart
Der Granatapfel findet immer mehr Anwendung auch in unserer Küche. Neben der Verwendung als Saft oder Sirup (Grenadine), in Smoothies oder zur Verfeinerung von Speisen, wird der Granatapfel auch in der Kosmetikindustrie und in Nahrungsergänzungsmitteln verwendet.
Doch wie sieht die Pestizidbelastung in den Früchten aus? Wie bereits in dem Beitrag "Exotische Früchte - gar nicht so exotisch und besser als gedacht" im Jahr 2019 beleuchtet, waren insbesondere Granatäpfel aus der Türkei auffällig. Seither hat das CVUA Stuttgart verstärkt Granatäpfel untersucht - leider mit vergleichbarem Ergebnis.
Der Granatapfel
Der Granatapfel (Punica granatum) wächst an einem bis zu 4 m hohen, dornigen Strauch, der in allen tropischen und subtropischen Ländern der Erde angebaut wird. Neben den bekannten rot-gelben Früchten trägt der Granatapfelbaum prächtige orangerote Blüten und wird auch als Ziergewächs angebaut.
Es werden nicht nur die frischen Samen in verschiedenen Speisen verwendet, auch die getrockneten Samen werden als Würzmittel eingesetzt. Granatäpfel haben einen niedrigen Kaloriengehalt und sind reich an Phosphor und Kalium [1, 2, 3]. Auf Grund seiner Inhaltsstoffe werden dem Granatapfel zahlreiche positive gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben, die jedoch bisher nicht belegt wurden [4].
Was wird untersucht?
Die Rückstandshöchstgehalte für Pestizide werden ausgehend von guter landwirtschaftlicher Praxis festgelegt. Dabei wird, neben der guten landwirtschaftlichen Praxis, auch von den niedrigsten erreichbaren Rückstandsgehalten ausgegangen, um besonders gefährdete Personengruppen zu schützen [5]. In Anhang I der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 wird festgelegt für welchen Teil des Lebensmittels diese Rückstandshöchstgehalte gelten und dementsprechend werden die Lebensmittel von uns untersucht. Auch wenn Granatäpfel ohne Schale verzehrt werden, untersuchen wir diese daher als ganzes Erzeugnis (mit Schale), um die Rückstandshöchstgehalte zu überprüfen. Das verzehrfertige Erzeugnis dürfte häufig geringer mit Rückständen belastet sein.
Untersuchungsergebnisse
Seit August 2019 bis Ende 2021 wurden insgesamt 84 Granatäpfel aus konventioneller Erzeugung untersucht. Mehr als die Hälfte der Proben stammten aus der Türkei, ansonsten stammten mehrere Proben aus Peru und Spanien und vereinzelte Proben aus Indien, Israel, Südafrika und Usbekistan. Mit Ausnahme einer spanischen Probe wurden in allen Proben Rückstände nachgewiesen. Mehrfachrückstände wurden in 92 % der Proben gefunden.
Tab.1: Rückstandsituation in Granatäpfeln August 2019-2021 (CVUA Stuttgart)
Tab.2: Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte in Granatäpfeln August 2019-2021 (CVUA Stuttgart)
Abb.1: Anzahl der untersuchten Proben an Granatäpfeln und Proben mit Höchstgehaltsüberschreitungen von 2015-2021
(CVUA Stuttgart)
Fazit
Die Beanstandungsquote von 31 % bei Granatäpfeln im Untersuchungszeitraum August 2019 bis Ende 2021 auf Grund von Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte ist im Vergleich zu anderen Obstsorten hoch. Alle nachgewiesenen Rückstandsgehalte lagen jedoch unterhalb der jeweils toxikologisch festgelegten Referenzwerte, sodass alle Proben als gesundheitlich unbedenklich zu bewerten waren. Besonders auffällig waren Granatäpfel aus der Türkei - jede zweite Probe wurde beanstandet. Damit setzt sich der Trend aus den Vorjahren leider fort. Granatäpfel aus anderen Ländern waren weniger auffällig. Beim Kauf von Granatäpfeln lohnt es sich also durchaus auf die Herkunft zu achten.
Quellen
- Nutzpflanzenkunde, Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen, Wolfgang Franke, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Thieme Verlag
- Nutzpflanzen und ihre Inhaltsstoffe, Susanne Bickel-Sandkötter, 2. Auflage, Quelle & Meyer Verlag
- Handbuch der Nahrungspflanzen, Ben-Erik van Wyk, 2005, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
- Verbraucherzentrale: Granatapfel - die gesunde Superfrucht?, aufgerufen 21.01.2022
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa): Themenbereich Pestizide, aufgerufen 10.01.2022