Identifikation von Defekten und Metastabilitäten in Cu(In,Ga)Se_2-Dünnschichtsolarzellen
Eisenbarth, Tobias - Freie Universität Berlin (2010)
Das übergeordnete Ziel, nämlich die Entwicklung eines physikalischen Verständnis des Rekombinationsverhaltens und der Funktionsweise von Cu(In,Ga)Se2-Dünnschichtsolarzellen (CIGS), gab den Anlass zur Untersuchung folgender zentraler Themengebiete:
- Die Interpretation bisher kontrovers diskutierter defektspektroskopischer Charakterisierungsmethoden in CIGS-Dünnschichtsolarzellen;
- Die Interpretation von Metastabilitätsphänomenen in CIGS-Solarzellen.
In Kapitel 7 sind Untersuchungen zum Themenkomplex Metastabilität dargestellt. Unter Berücksichtigung der Reversibilität der induzierten metastabilen Zustände zeigt sich, dass die N1-Admittanzstufe metastabilen Charakter besitzt. Die Wirkung der metastabilen Konditionierungen auf den N1-Admittanzbeitrag erlaubt folgende Klassifizierung der metastabilen Phänomene: (1) Störungen, die sich in ihrer lokalen Wirkung auf die Heterogrenzfläche beschränken und die N1-Charakteristik unverändert lassen; (2) Störungen, die eine Elektroneninjektion am CIGS-Rückkontakt bewirken und eine deutliche Veränderung des N1-Verhaltens in Admittanz aufweisen. Eine Analyse der Strom-Spannungkennlinien für verschiedene metastabile Zustände zeigt, dass der Effekt des Roll-overs direkt vom metastabilen Zustand des N1 bzw. von der Barrierenhöhe am CIGS/Mo-Rückkontakt abhängt. Diese Beobachtungen unterstützen die Neuinterpretation des N1-Beitrags. Des Weiteren ist der beobachtete Anstieg der Raumladung nach Rotlichtbeleuchtung mit einer simultanen Verminderung der Aktivierungsenergie des N1-Admittanzbeitrages verbunden, was widersprüchlich zur bisherigen N1-Interpretation aber konsistent mit der Neuinterpretation des N1-Beitrages ist. Aufgrund der beobachteten unterschiedlichen Relaxationsdynamik des Rotlicht- und Reverse-Bias-Effekts lassen sich diese nicht in einem verallgemeinerten Modell erklären, in dem verschiedene metastabile Zustände eines Defektkomplexes der physikalische Ursprung beider Metastabilitätsphänomene sind. Die N1-Neuinterpretation und die daraus resultierende Freigabe des Ferminiveaus an der Heterogrenzfläche erlaubt die Zuordnung des Blaulichteffekts als CdS-Puffereigenschaft.
Diese Arbeit liefert die Grundlage für ein besseres Verständnis der wichtigen defektspektroskopischen Analysemethoden und liefert eine entscheidende Neubewertung der Bandstruktur der CIGS-Dünnschichtsolarzelle.